Brandanschläge in Sachsen

In den zurückliegenden Monaten kam es wieder vermehrt zu rechtsmotivierten Brandanschlägen in Sachsen. Bereits 2008 war eine regelrechte Serie solcher Angriffe zu verzeichnen. Seit Ende 2009 häufen sie sich erneut. Die Ziele werden überwiegend nach rassistischen Kriterien ausgewählt. Betroffen sind eben vor allem Menschen, die als nicht-deutsch wahrgenommen werden und damit in den Augen der Täter_innen als „minderwertig“ gelten. Ebenso werden Personen zum Ziel dieser Angriffe die dezidiert nicht-rechts oder antifaschistisch auftreten.

Am 22. Oktober 2009 detoniert im soziokulturellen Zentrum in Mügeln ein großer Feuerwerkskörper. Die Sachschäden blieben jedoch gering. Das verwendete pyrotechnische Erzeugnis ist nicht frei verkäuflich und für die Verwendung bei Höhenfeuerwerken vorgesehen.

Am 1. November 2009 brennt das Zwickauer Heim für Asylsuchende. Alle Bewohner_innen werden evakuiert, zwei erleiden eine Rauchgasvergiftung und müssen in einer Klinik behandelt werden. Die Feuerwehr kämpft stundenlang mit immer wieder ausbrechenden Brandherden. Ein Bewohner berichtet, dass er kurz vor Ausbruch des Brandes Nazis gesehen hat.

Am 08. November 2009 wurde in Dresden ein Büro einer gerade neu eröffneten Autovermietung angezündet und brennt aus. Die Autovermietung wirbt zweisprachig: in deutsch und arabisch. Der Brandsatz wurde durch das Fenster mit der arabischen Werbeschrift geworfen.

Kurz vor Jahresende brennt das Haus einer Sinti-Familie in Klingenhain nieder. Die Familie war am Tattag, dem 26. Dezember 2009, zu Besuch bei Verwandten und wurde deswegen nicht verletzt. Jedoch brannte neben dem Wohnhaus auch der Caravan-Handel nieder, mit dem die Familie ihre Existenz bestritt. Dem Brandanschlag gingen jahrelange antiziganistische Anfeindungen voraus. Die Familie wurde als „Zigeuner“ beschimpft und ihr Wohnhaus mehrfach attackiert. Daraufhin gestellte Anzeigen wurden jedoch ergebnislos eingestellt.

Am 14. Februar 2010 wird in Zschopau ein Brandsatz gegen einen Dönerimbiss geworfen. Der Molotow-Cocktail richtet jedoch nur äußerlichen Schaden am Gebäude an. Der Laden befindet sich im Erdgeschoss eines Wohnhauses.

Um den 13. Februar 2010 herum und im Zuge der erfolgreichen Blockade des bis dato größten Naziaufmarschs Deutschlands in Dresden, rücken verstärkt nicht-rechte Personen und Organisationen in das Blickfeld militanter Nazis. Dabei kam es bereits zu Brandanschlägen. Bereits in der Nacht zum 13. Februar werfen Unbekannte aus einem Fahrzeug eine brennende Spraydose auf das Gelände des Vereins „Roter Baum“ in Dresden-Pieschen. Das Wurfgeschoss explodiert kurz darauf, richtet jedoch keine Schäden an.Am 18. Februar 2010 wird das Auto eines bekannten Politikers der LINKEN in Pirna angezündet. Es brennt vollständig aus. Wenige Tage zuvor wurde der Dresdner Nazi Sven Hagendorf dabei beobachtet, wie er Fotos vom Auto und der Wohnung des Betroffenen anfertigte. Am 20. März 2010 brannte der Eingangsbereich des Vereins „Roter Weg e.V.“ in Freiberg aus. Das Feuer entstand durch Brandstiftung, konnte aber gelöscht werden, bevor es auf das restliche Gebäude übergriff. Ebenfalls im Gebäude sitzt die Redaktion des alternativen Stadtmagazins „FreibÄrger“ und das Bürgerbüro einer Landtagsabgeordneten der LINKEN.

Unklar ist die Situation bei zwei Brandstiftungen in Asylsuchendenheimen in Schneeberg und Oppach. Ob hier ein rechtsmotivierter Tathintergrund vorliegt ist offen, derzeit gibt es dafür keine eindeutigen Hinweise. Am 23. November 2009 wurde das Asylsuchendenheim in Schneeberg Ziel eines Anschlags. Ein Unbekannter entzündet Müll im Treppenhaus. Der Hausmeister entdeckte das Feuer gerade noch rechtzeitig, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Sieben Bewohner_innen müssen jedoch wegen des Verdachts einer Rauchgasvergiftung in ein Krankenhaus gebracht werden. In Gesprächen schließen einige Heimbewohner_innen auch einen „Streich von Jugendlichen“ nicht aus. (1) Am 26. Februar 2010 wird im Oppacher Heim für Asylsuchende ein Brand in einem Abstellraum gelegt. Sechs Menschen erlitten Rauchgasvergiftungen bzw. verletzten sich auf der Flucht vor den Flammen bei Sprüngen aus dem ersten Stock des Gebäudes. Das Heim ist durch den Brand unbewohnbar geworden und ist mittlerweile geschlossen. Bereits am 13. September 2008 wurden Molotow-Cocktails auf das Haus geworfen, die allerdings keinen großen Sachschaden anrichteten.