„Heimattreue Deutsche Jugend“ auch in Dresden aktiv

Immer wieder stand in den letzten Monaten die völkische Kinder- und Jugendorganisation „Heimattreue Deutsche Jugend“ (HDJ) im Fokus der bundesweiten Berichterstattung. Obwohl in Dresden die „Leitstelle Mitte“ der „Heimattreuen deutschen Jugend“ ansässig ist, ist diese kaum in der Öffentlichkeit wahrnehmbar. Denn die HDJ legt hohen Wert auf ungestörtes Agieren im Hintergrund. So griffen bei einer Veranstaltung der HDJ am 4. November 2006 in Brandenburg mehrere Nazis, unter ihnen der Bundesführer der HDJ Sebastian Räbiger ein Fernsehteam tätlich an, da sie sich in ihrer gewünschten Abgeschiedenheit gestört fühlten.

Die HDJ steht in ideologischer Nähe zu der, 1994 durch das Bundesinnenministerium verbotenen, „Wiking Jugend“ (WJ) und brachte eine Vielzahl heutiger Neonazikader hervor. Die Bedeutung des Vereins liegt in der konsequenten Ausbildung von Kindern und Jugendlichen für die neonazistische Szene. Auch in Sachsen sind Traditionslinien von der „Wiking Jugend“ zur „Heimattreuen deutschen Jugend“ sichtbar. Der jetzige Bundesführer der HDJ, Sebastian Räbiger aus Radebeul, war der letzte Gauleiter der WJ. Dieser Posten wurde ihm damals von Frank Kaden übergeben, der Jahre später ein Buch unter dem Titel „Die sächsische Wiking Jugend“ veröffentlichte. Das Vorwort dazu verfasste Holger Szymanski – ehemaliger Pressesprecher der NPD-Fraktion im sächsischen Landtag und nun Angestellter der NPD-Postille „Deutsche Stimme“ in Riesa.

Ein anderer, der wie Sebastian Räbiger in der WJ aktiv war, ist der Aktivist des „Nationalen Bündnis Dresden“ Eric Kaden. Die Verbindung zwischen beiden trug eine Zeitlang nicht nur politische Züge, sondern auch wirtschaftliche. So machten sie ihre Affinität zu bestimmten Epochen der Geschichte zum Geschäft und betrieben gemeinsam ein Versandantiquariat. Jenseits seiner politischen Arbeit, aber nicht unter Ausschluss seiner politischen Überzeugung ist Kaden als Karatetrainer im „Wado Kai Dresden e.V.“ tätig. Im Verein begleitet er das Amt des Vizevorsitzenden und des Jugendwarts. In der HDJ-Zeitschrift Funkenflug wurde dementsprechend bereits einmal über eine Trainingsreise nach Japan berichtet. Unbestätigten Informationen zufolge wird Eric Kaden, der bis 2006 „Neuere und neueste Geschichte“ sowie Geschichte, Politik- und Kommunikationswissenschaften an der TU Dresden studierte, als Mitarbeiter der NPD-Fraktion im Schwerinern Landtag anfangen.

Zwar stellten HDJ Aktivisten zu einem Großteil den Ordnerdienst zum Trauermarsch am 13. Februar 2007 in Dresden. Dennoch ist die „Heimattreue deutsche Jugend“, abgesehen von den feststellbaren personellen Kontinuitäten kaum sichtbar. Das lässt aber nicht auf Inaktivität schließen, sondern verdeutlicht vielmehr die spezielle Ausrichtung der HDJ auf Hintergrundarbeit. Unter dem Mantel der vorgetäuschten bündischen Jugend- und Pfandfinderarbeit wird vielmehr nazistische Schulung und Nachwuchsrekrutierung betrieben.