Während sich die obligatorischen Jugendgruppen aus Dresden und Umgebung am Silvesterabend wieder einmal in der Neustadt mit Feuerwerkskörpern beschossen, kümmerten sich anwesende Antifas um ein ganz anderes Problem. Das Kulturzentrum Scheune hatte für den Abend eine professionelle Security gebucht, bei der auch Tilo Kriegel, ein seit Jahren bekannter Nazi aus dem Umfeld der sogenannten „Freien Kräfte Dresden“, beschäftigt war. Dies führte zu handgreiflichen Auseinandersetzungen, so dass ihn die Security von seinem Einlassposten abziehen musste. Die Verantwortlichen der Scheune bedauern zwischenzeitlich den Umstand seiner Anwesenheit.
Kriegel, der auf den ersten Blick unscheinbar daherkommende Student der HTW in Dresden, dem für diesen Securityjob nicht zuletzt sein Kickboxtraining bei der Kampfsportakademie Dresden – für die er auch an Wettkämpfen teilnimmt – hilfreich sein dürfte, lebt sich allerdings viel lieber beim Fussball oder den „Freien Kräften“ aus. Egal ob in Pirna am 12.06.2004, als etwa 100 Nazis aus Dresden und der Sächsischen Schweiz versuchten die antifaschistische Demonstration „Kein schöner Land“ anzugreifen oder im Jahre 2005, als Veranstaltungen von „Bürger.Courage“ in Dresden am 12.06. und 16.06. zum Ziel der Nazis wurden – Kriegel ist immer dabei.
Neben diesen teilweise gewalttätigen Aktivitäten gehört für ihn selbstverständlich die Teilnahme an verschiedensten Naziaufmärschen dazu. Aber auch ganz andere Aufgaben übernimmt er. Kriegel ist der Mieter des zuletzt durch den Fund der Anti-Antifa-Akte in die Öffentlichkeit geratenen Nazi-Treffpunktes auf der Oskar-Röder-Straße in Dresden-Reick. Das Antifaschistische Infoblatt führt in seiner Ausgabe vom Januar 2007 zu diesem Treffpunkt der „Freien Kräfte“ aus: „Der Ort, wo die Unterlagen gefunden wurden, dient als Treffpunkt für eben diese Szene. Regelmäßig finden hier Treffen vom „Nationalen Jugendbündnis Dresden“ (NJB) statt. Offiziell ist das NJB die Jugendorganisation des bemüht rechtskonservativen und NPD-dominierten „Nationalen Bündnis“, intern bemüht es sich junge Neonazis zu bündeln.“ In der Baracke, in der sich neben einem Barraum auch ein Proberaum befinden soll, fand bereits im Sommer 2005 ein usertreffen des rechten online-Forums von hatecore.tk statt, zu dem Nazis aus dem gesamten Bundesgebiet anreisten.