17. Juni 2017: Naziaufmarsch in Niedersedlitz

Der jährliche Aufmarsch Dresdner Nazis zum Jahrestag des Arbeiteraufstands in der DDR am 17. Juni 1953 wird in diesem Jahr erneut in Niedersedlitz stattfinden. Der Grund: Der Aufstand in Dresden nahm dort seinen Anfang im Sachsenwerk. Die NPD mobilisiert unter dem Motto „Damals wie heute: Soziale Gerechtigkeit für deutsche Arbeiter“ zu einer Demonstration ab 12 Uhr zum Bahnhof Niedersedlitz. Die JN Dresden kündigt den Tag sogar als „Aktionstag“ an, an dem sie ab 10 Uhr mit ihren Aktivitäten starten will. Unter anderem ist die Vorstellung des Magazins „NS.Heute“ mit Sascha Krolzigangedacht. Es ist nicht ganz unwahrscheinlich, dass die Veranstaltung auf Grund der räumlichen Nähe auf der Reisstraße stattfinden wird.

Neben den üblichen Verdächtigen aus dem Kreisverband der NPD wird auch der Vorsitzende der tschechischen Nazi-Partei DSSS, Tomáš Vandas, als Redner angekündigt. Bereits zum Trauermarsch am 11. Februar 2017 war eine Abordnung tschechischer Nazis aus dem Umfeld der DSSS gekommen, am 1. Mai 2017 in Bautzen nahm zumindest Viktor Táborský von der DSSS teil. Das deutet auf einige engere Kontakte zur tschechischen Naziszene hin.

Im vergangenen Jahr blieb die Nazi-Veranstaltung am 17. Juni nahezu unbemerkt. Es fanden sich nicht nur kaum mehr als 30 Nazis zur Kundgebung am Hauptbahnhof ein, es gab auch keinerlei wahrnehmbaren Gegenprotest.Am 17. Juni 2015 marschierte die Dresdner Naziszene schon einmal durch Niedersedlitz. Damals begann die Demonstration ebenfalls am Bhf. Niedersedlitz und führte über die Försterlingstraße, die Pirnaer Landstraße und die Stephensonstraße zurück zum Bahnhof. Rund  120 Nazis nahmen am Aufzug teil, unter den üblichen NPD-Kadern aus Dresden, waren auch etliche Nazis aus der freien Szene, etwa Mitglieder der Freien Kameradschaft Dresden und den Freien Aktivisten Dresden, sowie die wegen Mitgliedschaft in der sogenannten Gruppe Freital Angeklagten Philipp Wendlin und Rico Knobloch.

Die Dresdner Nazis versuchen schon seit Langem den Osten der Stadt als ihre Homezone zu etablieren. Neben den (mittlerweile geschlossenen) Treffpunkten in der Oskar-Röder-Straße und der Niedersedlitzer Straße, gibt es den oben erwähnten, derzeit noch genutzten Treffpunkt in der Reisstraße. Auch haben die von René Despang organisierten Kameradschaftsabende lange Zeit und noch bis vor Kurzem im Vereinslokal „Sommerland“ in Strehlen stattgefunden. Gegen den Plan der Stadtverwaltung, im Jahr der sog. „Asylkrise“ 2015, auf der Försterlingstraße Asylbewerber unterzubringen, machte der NPD-Stadtrat Hartmut Krien mobil. So organisierte er unter anderem am 9. September 2015 eine Kundgebung mit ca. 80 überwiegend älteren Teilnehmer*innen vor dem Objekt. Zur selben Zeit „spazierten“ regelmäßig Asylgegner*innen und Ausländerfeinde durch Laubegast. Organisiert wurde dies über die facebook-Gruppe „Laubegaster Wellenlänge“, die sich bei der „Freien Kameradschaft Dresden“ für deren regelmäßige Unterstützung bedankte.

Ende 2015 wurde ein Flugblatt in Umlauf gebracht, dass die Unterstützer*innen des Bündnisses „Laubegast ist bunt“ benannte und dadurch einschüchtern sollte. Ebenfalls bekannt wurden zahlreiche rechte Propaganda-Aktionen, wie sie zum Beispiel mehrfach am Hochhaus an der Haltestelle Breitscheidstraße stattfanden. Zahlreiche Gewalttaten mit rechtsradikalem Hintergrund sind aus dem Dresdner Osten bekannt. Eine aus der jüngeren Vergangenheit, die es zu einiger Aufmerksamkeit brachte, war der Übergriff der Brüder Mike und Marcel Mühl auf vier Asylbeweber*innen in der Straßenbahn in Leuben.

Es gibt also eine Vielzahl von Nazi-Aktivitäten im Dresdner Osten, denen mit antifaschistischer Intervention begegnet werden sollte. Der 17. Juni ist dafür ein geeigneter Anfang!