Rechtes Neofolk-Konzert in Dresdner Party-Location

Am 7./8. Dezember 2012 wird in der Dresdner Reithalle eine zweitägige Veranstaltung namens „Runes&Men Festival“ stattfinden, bei dem sowohl rechte Bands auftreten als auch eine Vielzahl neonazistischer BesucherInnen erwartet werden.

Stellen Sie sich einen Konzertbesuch vor:

Hinter der Bühne hängt eine blutrote „Schwarze Sonne“, das mystische Symbol der Waffen-SS, auch bekannt als „Zwölfzackendes Hakenkreuz“, vor der Bühne stehen Männer in militärischen Uniformen und gleichem Haarschnitt neben Frauen im Look der NS-Frauenorganisation „Bund Deutsche Mädel“ (BDM). Aus den Boxen schallt Fanfarenmusik, Trommelwirbel und der Ausschnitt einer Rede vom Reichsparteitag 1934. In einem anderen Lied singt der Sänger, ebenfalls in Uniform, vor ihm an den Boxen ein weißer SS-Totenkopf auf schwarzem Grund, „Où est Klaus Barbie“ (Barbie war einer der bekanntesten SS-Kriegsverbrecher) oder „Rose clouds of holocaust, Rose clouds of lies“, ein Lied das wegen der Holocaustleugnung indiziert wurde. Wenn Sie sich jetzt fragen, wo Sie gelandet sind: In der Reithalle Dresden, im Dezember 2011. Im letzten Jahr trat hier anlässlich ihres 30jährigen Jubiläums die extrem rechte Neofolk-Ikone, die Band „Death in June“, auf.

Und wie schon im vergangenen Jahr will sich am 7. und 8. Dezember 2012 die rechte Neofolkszene in Dresden mit weitgehend denselben Bands, darunter erneut der unumstrittene Szeneliebling „Death in June“ ein Stelldichein geben. Da solche Konzerte eher selten stattfinden, zudem regelmäßig durch öffentliche Intervention abgesagt werden, stellt das Festival einen festen Termin im Kalender der Szene dar. Während im letzten Jahr der Veranstaltungsort Reithalle noch bis kurz vor Konzertbeginn geheimgehalten wurde – eine konspirative Vorgehensweise, die bei neonazistischen Konzerten nur zu bekannt ist – fühlt man sich dieses Jahr sicherer und agiert von Anfang an offen mit dem Ort.

Der Festivalname ist Programm; „Runes&Men“ ist auch einer der bekanntesten und beliebtesten Songs der Band „Death in June“. Erstmalig erschien er 1987 auf dem Album „Brown Book“, welches von der Bundesprüfstelle im selben Jahr aufgrund der Leugnung des Holocaust und Verherrlichung des NS-Regimes indiziert worden war. Das Album enthielt u.a. auch eine Vertonung des Horst Wessel Liedes, der inoffiziellen Hymne des NS-Regimes. Im Song selbst wird das Sample einer Rede von Viktor Lutze, dem Nachfolger von Ernst Röhm als Stabschef der SA, abgespielt, die er beim Reichsparteitag in Nürnberg 1934 hielt. Dies und der Liedtext selbst sind wie auch der Bandname, der sich auf den Tod Röhms im Juni 1934 bezieht durchaus als Hommage an die SA zu interpretieren.

Neben „Death in June“ zählen noch zwei weitere Bands des Festivals zum harten Kern der rechten Neofolk-Szene. „Sonne Hagal“ aus Brandenburg und „of the wand and the moon“ aus Dänemark spielen seit Jahren auf einschlägigen Konzerten auf.

Es wundert daher nicht, dass solche Festivals neben „unpolitischen“ Liebhabern der Schwarzen Szene auch stark frequentiert sind von Anhängern der Genres, die sich in Habitus und Lebensweise von den „Straßennazis“ abgrenzen wollen, obgleich sie ebenso völkische und rassistische Haltungen vertreten und demokratische Grundwerte wie Gleichheit, Mitbestimmung und Minderheitenschutz ablehnen. Konzerte dieser Art sind immer auch ein Stelldichein von Anhängern bündischer Gruppierungen, wie auch der „Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland“ und der NPD. So berichteten nach dem Besuch im Dezember 2011 im Internet beispielsweise der NPD-Landtagsabgeordnete Arne Schimmer und der Pressesprecher der NPD-Landtagsfraktion Thorsten Thomsen begeistert von ihrer Teilnahme.

Das Festival wird das zweite rechte Event in der Reithalle in diesem Jahr sein. Im März 2012 trat hier die ebenfalls einschlägige Formation Der Blutharsch auf.

Wir haben die Veranstalter auf den rechten Hintergrund der Bands hingewiesen. Deren Stellungnahme finden Sie unter: http://www.bunker-dresden.de. Wir sind der Auffassung, dass NS-Verherrlichung und die Verbreitung extrem rechter Ideologien keinen Platz haben sollten, weder auf Nazidemonstration noch auf vermeintlich unpolitischen Konzerten. Man muss sich nicht selbst als „Nazi“ einordnen, um unter dem Deckmantel des „Unpolitischen“ elitären Gedanken von werten und unwerten Leben von vermeintlich höheren und niederen Wesen zu frönen.