Mitte Januar eröffnete in Dresden ein neues Fitnessstudio. Im Niemandsland zwischen Südvorstadt und Löbtau gelegen, bietet das „Home of Sports Elbflorenz“ neben den typischen Fitness- und Cardiogeräten auch Kurse zu Boxen, MMA und Yoga an. Das Besondere: Einer der Inhaber ist aktuell Spieler bei Dynamo Dresden, ein anderer ein Fan der Waffen-SS. Ein Blick hinter die Kulissen.
Update (07.02.25): Mittlerweile haben sowohl der Verein als auch Stefan Kutschke auf die Veröffentlichung reagiert und distanzieren sich von dem Projekt.
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Im vergangenen Jahr kündigten mehrere Personen aus der Fanszene von Dynamo Dresden Großes an: Von der Gründung eines Fitnessstudios war auf Social Media die Rede – ein lang gehegter Traum, so Holger Grundig, Gründer und Geschäftsführer der Dynamo Sports GmbH. Das Objekt in der Bamberger Straße wurde eifrig saniert. Auf Fotos packte auch der Dynamo-Profi und Mannschaftskapitän Stefan Kutschke mit an. Der Stürmer und Liebling der Fanszene agierte jedoch nicht ganz uneigennützig. Wie sich herausstellte, ist er ein weiterer von drei Gesellschaftern der Dynamo Sports GmbH und somit finanziell am Erfolg des Studios beteiligt.
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Am 13. Januar wurde das Fitnessstudios eröffnet, im Beisein des neuen Fitnessstudio-Teams, interessierter Personen und Unterstützer:innen. Neben Chef Holger Grundig, selbst Teilnehmer an einer der ersten Pegida-Demonstrationen in Dresden, war der Boxer und Neonazi Dennis Rohner anwesend. Rohner ist der dritte Gesellschafter der GmbH. Er arbeitete in den letzten Jahren beim Bundesligisten BC Chemnitz an seiner Karriere als Boxer und als Boxtrainer bei Boxing-Athletics Dresden. So weit, so harmlos. Jedoch nahm Dennis Rohner auch mehrfach am „Ausbruch 60“ in Budapest teil, einer Veranstaltung, die die Verbrechen der Waffen-SS glorifiziert und deren gescheiterten Ausbruchsversuch im Februar 1945 mit einer Wanderung nachstellt. Viele Teilnehmende tragen dabei Uniformen von Wehrmacht und SS, inklusive der Embleme. Die Zwischenstationen der Wanderungen sind unter anderem als „MG-Nester“ mit Waffen nachgestellt.
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Gemeinsam mit Rohner nahmen zumindest 2019 zwei weitere Personen aus dem Team des „Home of Sports Elbflorenz“ am neonazistischen Reenactment in Budapest teil: Felix Wille und Ferenc Achtnichts. Beide gehören zum Umfeld der „Army of Dresden West“, ein Nachfolge- und Spaltprodukt der extrem rechten Hooligan-Gruppierung „Faust des Ostens“. Ferenc Achtnichts folgte am 27. August 2018 einer der größten und auch gewalttätigsten Nazimobilisierungen der letzten Jahre, organisiert von ProChemnitz. Im August 2018 kam es nach der Tötung eines jungen Mannes zu mehrtägigen rassistischen Mobilisierungen und Hetzjagden in Chemnitz. Auch Achtnichts‘ Kumpel Felix Wille war in diesen Tagen in Chemnitz. Bereits ein Jahr zuvor, am 1. September 2017, waren beide Teil einer Gruppe sächsischer Nazihools, die beim Fußballländerspiel zwischen Tschechien und Deutschland in Prag für einen Eklat sorgte. Gemeinsam mit anderen rechten Hools aus Dresden, Leipzig und Chemnitz skandierten sie rechte Parolen und zündeten Pyrotechnik.
Zu den Boxtrainern im „Home of Sports Elbflorenz“ gehört neben Rohner auch Erik Behnke. Der arbeitet und trainiert im Boxclub Radeburg e.V. und bildete bereits dort Neonazis im Boxsport aus, so z.B. Georg Weise und Klaus Walther von der Nazikameradschaft „Werra Elbflorenz“. Behnke und der Boxclub Radeburg organisieren seit mehreren Jahren die Radeburger Boxnacht. Mit bis zu 1000 Besucher:innen hat sich die Veranstaltung, wie die Bautzner Boxnacht, zu einem zentralen Boxevent in Sachsen entwickelt. Die Beteiligung von organisierten Neonazis ist hier nicht die Ausnahme, sondern die Regel: die bekannten Bautzner Neonazis Nico Dreier und Danny Wölfer kämpften hier ebenso wie Dennis Rohner, der für die Radeburger Boxunion antrat und der Pirnaer Neonazi Paul Wollberg, der 2018 ebenfalls nach Budapest zum „Aufbruch 60“-Marsch reiste.
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Als Fitnesscoach im Team vom „Home of Sports Elbflorenz“ fungiert Maik Kollath, ebenfalls aus dem Boxclub Radeburg. Kollaths illustre Geschichte reicht vom Modelstehen für Ultras Dynamo über Gerichtsprozesse wegen Medikamentenmissbrauchs (Steroide und Anabolika), dem Verramschen von gefälschten Markenklamotten bis zu gefährlicher Körperverletzung. Bei einer der ersten PEGIDA Demonstrationen übernahem Kollath eine Ordnerfunktion. Zusammen mit bekannten Neonazis, wie Sebastian Reiche, nahm er 2019 an einem Sportevent in Colmnitz teil – als Team „One Family“. Das Label „One Family“ mit entsprechendem Logo wird von OPOS Records vermarktet, einem neonazistischen Versandhandel aus Südbrandenburg. Auch Dennis Rohner, Ferenc Achtnichts und Paul Wollberg waren in Colmnitz am Start, als „Team Uganda“.
Das neue Fitnessstudio „Home of Sports Elbflorenz“ in Dresden mag auf den ersten Blick ein ganz normales Studio mit Trainingsangeboten, wie Boxen, sein. Doch der Fisch stinkt vom Kopf her. Betreiber und Mitarbeiter bewegen sich seit Jahren in einem einschlägigen Milieu: in der Dunkelgrauzone zwischen Fussball, Hooligans, Boxsport, neonazistischer Subkultur und organisierter extremer Rechte. Das wird Einfluss haben auf die angezogene Kundschaft einerseits und auf das Studioklima und im Training vermittelte Werte andererseits. Schlussendlich entsteht hier ein Raum, in dem vor allem junge Männer ihre Schlagkraft trainieren, angeleitet von Männern, die sich zwar nach außen als Profis in Sport und Marketing geben, aber die ihre Freizeit gern mit Neonazis verbringen und im Zweifel ihre Schlagkraft genau hier einsetzen. Dass in diesem Fitnessstudio ein Spieler und Kapitän von Dynamo Dresden mitmischt stellt ein Novum dar. Bisher sorgten vor allem Fans der Sportgemeinschaft und fragwürdige Geschäftsführer für negative Schlagzeilen. Dass nun ein aktiver Spieler eine Geschäftsbeziehung mit einem Fan der Waffen-SS eingeht und zum Team des Fitnessstudios andere Neonazis zählen, dürfte für den Verein zur Unzeit kommen. Immerhin steht der Verein in der Dritten Liga zurzeit gut da und kann solche Nachrichten sicher nicht gebrauchen.