Seit Donnerstag, den 5. Juli 2012, wird am Landgericht Dresden gegen Christian Leister wegen mehrfacher gefährlicher Körperverletzung verhandelt. Neben Leister stehen in dem Berufungsverfahren die Dresdner Nazis Marco Eißler, Kay Nowotny und Axel Rietzschel vor Gericht, welche sich ebenfalls wegen verschiedener Körperverletzungsdelikte verantworten müssen.
Im März 2009 hatte Christian Leister scheinbar den Bogen selbst für die Justiz überspannt. Nachdem er mit drei weiteren Nazis einen Mitarbeiter des Kulturbüro Sachsen e.V. verfolgte und in aller Öffentlichkeit zusammenschlug, wurde er einen Tag später festgenommen. In Folge dessen verbrachte er die nächsten Monate bis zu Beginn des Prozesses am Amtsgericht Dresden in der Untersuchungshaft, denn Leister hatte nicht zum ersten Mal zugeschlagen. Begonnen hatte er seine rechte Schlägerkarriere bereits im Jahr 2007, die sich von da an kontinuierlich fortsetzte. So attackierte er zum so genannten JN-Sachsentag im Juni 2008 einen tschechischen Fotografen. Dem Journalisten wurde die Kamera zerstört, er selbst erlitt Verletzungen durch Tritte. Nur wenige Tage darauf, griff eine Gruppe von Nazis und Hooligans im Anschluss an das EM-Halbfinalsspiel Deutschland gegen die Türkei zahlreiche Dönerläden und von Migrant_innen betriebene Lokale in der Dresdner Neustadt an. Im Anschluss an diesen Angriff tauchte Christian Leister vor einem der betroffenen Lokale auf und trat einen Passanten nieder. Auch im Jahr 2009 griff er mehrfach Personen an, die nicht in sein eng begrenztes rechtes Weltbild passten.
Trotz dieser Taten unternahmen Polizei und Staatsanwaltschaft wenig, spürbare Konsequenzen für den Kampfsportler Christian Leister blieben aus. Ganz im Gegenteil: In einem regionalen sozialen Netzwerk prahlte er noch im August 2010 mit seinen Beziehungen und „Wissen“ über den vermeintlichen politischen Gegner. Er bot in einem Gespräch offen an, eine „Anti-Antifa“ Akte einsehen zu können und offenbart sein Gedankengut unverhohlen indem er Zitate rechter Bands, Solidarisierungen gegenüber verbotenen rechten Gruppierungen oder antisemitischen Aussprüchen auf seinem Profil veröffentlicht. Seine rechte Gesinnung trägt Leister nicht nur digital zur Schau. Er beteiligt sich aktiv an Naziaufmärschen von NPD und Freien Kräften, besucht Prozesse von „Kameraden“ oder versucht linke Veranstaltungen zu stören.
Beruflich scheint Christian Leister mit seinen 24 Jahren noch in der Findungsphase zu sein. Nach der Beendigung der Hauptschule im Jahr 2005 begann er eine Ausbildung zum Straßen- und Tiefbauer. Derzeit befindet er sich häufiger auf Montage, ist allerdings in seiner neuen Nebentätigkeit im „Sicherheitssektor“ auch in der Region anzutreffen. Dass im „Sicherheitsgewerbe“ der Bock häufig zum Gärtner gemacht wird, zeigte sich erst im vorangegangenen Monat bei der Campusparty der TU Dresden. Verurteilte rechte Gewalttäter wie Christian Leister und Willy Kunze waren als Securitymitarbeiter beschäftigt. Leister war bereits wenige Wochen zuvor bei einem Betriebsausflug der Sicherheitsfirma „Front Security“ dabei. Zudem arbeitet er zeitweise für den Malterser-Hilfsdienst.
Das sich Leister von diesem Prozess sonderlich beeindrucken lässt, ist nicht zu erwarten. Die bei der Aburteilung von Nazigewalttaten beinah standardmäßige lange Verfahrensdauer und die Fürsorge der Jugendgerichtshilfe werden sicherlich dafür sorgen, dass das Urteil nicht allzu hart ausfallen wird. Leisters Gesicht wird also eines bleiben, dass es sich lohnt einzuprägen.