Wer Wind sät, wird Sturm ernten… Hess-Mob in Dresden

Für den 17. August – den Todestag des Hitler Stellvertreters Rudolf Hess – riefen Nazis zu einer bundesweiten dezentralen Flashmob-Aktion auf. Geplant war in den verschiedensten Städten Punkt 19:30 zusammenzukommen und gemeinsam die Schlussworte Rudolf Hess´ bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen laut zu verlesen. Fünf Minuten später sollte auch schon wieder alles vorbei sein.

Beworben wurde diese Aktion auf der Website 17august.info, auf der man als ambitionierter Kamerad selbst einen Treffpunkt für die eigene Stadt bekannt geben konnte. So kam es, dass innerhalb kürzester Zeit so viele Städte mit den absurdesten Treffpunkten in der Meldeliste erschienen, dass einem unweigerlich in den Sinn kam, dass sich hier jemand einen Spass daraus macht.

Nichtsdestotrotz war der Aufruf für einige Orte tatsächlich ernst gemeint, an anderen wiederum erschienen einzelne Nazis, denen offenbar niemand verraten hat, dass die Aktion so nicht stattfindet. So auch in Dresden.

Angekündigt war der Hess-Mob für den Theaterplatz. Bereits ab 19:00 sammelten sich auch tatsächlich viele Menschen in der Innenstadt – aber keine Nazis, sondern Leute, die gegen die Verherrlichung eines führenden Nationalsozialisten lautstark protestieren wollten. Unterdessen machte sich ein versprengtes Häuflein von fünf Nazis auf den Weg vom Goldenen Reiter zum Theaterplatz. Doch bereits auf der Augustusbrücke stoppte sie die Polizei und unterzog sie einer Kontrolle. Mit jeder Minute verdunkelte sich mehr und mehr der Himmel und pünktlich 19:25 begann ein Wolkenbruch samt Sturm und Hagel, der jede/n auf der Straße etwas zum Unterstellen suchen ließ. Der Zeitplan war definitiv futsch. Nur zehn Minuten später nahm die Intensität des Unwetters aber merklich ab und einige Protestierende besetzten vorsorglich das Denkmal mitten auf dem Theaterplatz. Zwei Nazihäuflein hatten es nun geschafft „ihren“ Treffpunkt zu erreichen, die bereits Kontrollierten von der Brücke und ein vollbesetztes Auto. Lange blieben sie jedoch nicht, sondern wurden schleunigst unter lauten Rufen des Platzes verwiesen. Im Zuge dessen trat einer der Nazis zu und verletzte eine Person leicht. Die anwesende Polizei nahm sich des Treters an.

Wo waren denn aber die Dresdner Nazis an diesem Tag, während sich zehn ihrer Kameraden auf dem Theaterplatz bei scheußlichstem Unwetter zum Obst machten? Folgt man einem YouTube Video, so zog man die Unbekanntheit eines anderen Treffpunktes und die Trockenheit einer anderen Uhrzeit vor. Die eigenen Leute wurden im wahrsten Sinne des Wortes im Regen stehen gelassen, während um die 20 Dresdner Nazis die Aktion ungestört im Hauptbahnhof durchführten.