Thomas „Ace“ Gerlach: führender Neonazi und „NSU“-Helfer

Zusammengestellt durch Redaktion GAMMA Leipzig, Antifa Bern und ART Dresden. Mehr über Verbindungen der deutschen Naziszene in die Schweiz finden sich bei der Antifa Bern

Der Altenburger Neonazi Thomas Gerlach, geb. am 18.01.1979, wohnhaft in Meuselwitz, genannt „Ace“, gilt als Schlüsselfigur des Helfernetzwerks im Umfeld des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU). Neben dem bereits verhafteten Ralf Wohlleben ist er einer der bekanntesten Neonazis Thüringens – und als Mitbegründer und Anführer des militanten „Freien Netzes“ tonangebend in der Szene, auch über die Landesgrenzen hinaus. Nun verdichten sich die Hinweise das Thomas Gerlach über die NSU frühzeitig bescheid wusste. In mehreren Neonazi-Foren verwendete Gerlach schon vor sechs Jahren das Passwort „struck-mandy“, also den Namen der mutmaßlichen NSU-Helferin aus Johanngeorgenstadt.

Mandy Struck hatte der Rechtsterroristin Beate Zschäpe ihre Identität zur Verfügung gestellt und mit ihrem damaligen Freund Kay S. im September 2000 zu einem konspirativen Treffen in einer Chemnitzer Privatwohnung eingeladen.

Mandy Struck: Gerlachs Verbindung zum NSU-Helfernetzwerk

Ein Neonazi-Forum namens „HatecoreTK“ wurde Ende 2005 durch Unbekannte gehackt. Dabei wurden zum einen Nutzerdaten offengelegt, zum anderen aufgedeckt, dass auf demselben Server noch ein weiteres, geheimes Forum installiert war: das der „Freien Kameradschaften Rhein-Neckar“ und des „Aktionsbüro Rhein-Neckar“. In diesem geschlossenen Bereich schrieben ausgesuchte Neonazikader. Durch dieAuswertung wurde bekannt, dass in diesem Forum die Weiterführung des verbotenen „Blood & Honour“-Netzwerks koordiniert wurde.

Thomas Gerlach war in beiden Foren mit seinem Spitznamen „Ace“ angemeldet. Er verwendete für beide Accounts das Passwort „struck-mandy“. Das bedeutet, dass Gerlach seit mindestens sechs Jahren mit Mandy Struck bekannt sein muss. Zeitweise nutzte Gerlach ihren Namen auch als Zugang für seine privaten E-Mail- Accounts.

Ebenfalls Ende 2005 wurde eine Website namens „M-G-K“ („Mitteldeutscher Gesprächskreis“) gehackt, sie diente als Plattform der NPD-Thüringen und wurde von Ralf Wohlleben betrieben. Dort war ein ebenfalls von Wohlleben verwaltetes Forum installiert, in dem Gerlach angemeldet war – wieder mit demselben verräterischen Passwort.

Sowohl Thomas Gerlach als auch Mandy Struck waren Mitglied der mittlerweile verbotenen Neonazi-Organisation HNG (Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige e.V.).

Politische Entwicklung bis 2006

Bereits in den 1990er Jahren agierte Thomas Gerlach im „Thüringer Heimatschutz“, aus dieser Zeit rühren intensive Kontakte mit Ralf Wohlleben und André Kapke. Um das Jahr 2000 gehörte Gerlach zu den Herausgebern der Szene-Zeitschrift „Ace of Spades – Ostthüringer Briefe“. Dieses so genannte Fanzine wies klare Bezüge zur neonazistischen Skinhead- und Rechtsrock Szene in Westsachsen auf; der Titel des Heftes wurde fortan Gerlachs Spitzname.

Wegen gefährlicher Körperverletzung musste er sich vor Gericht verantworten und erhielt eine Haftstrafe über dreieinhalb Jahre. Im Gefängnis gründete er gemeinsam mit dem ebenfalls in Gräfentonna einsitzenden Neonazi Marco Z. aus Suhl den „Kameradschaftsbund für Thüringer POWs“ („prisoners of war“, Kriegsgefangene). Diese Vereinigung gab 2002 eine Broschüre namens „Im Geiste frei“ heraus, auf dem Cover prangte ein Logo der mittlerweile verbotenen HNG, in der sich Gerlach fortan aktiv einbrachte.

Gerlachs „Kameradschaftsbund“ agierte noch bis 2004, hatte aber keine nennenswerte öffentliche Wirkung. Das änderte sich nach seiner vorzeitigen Haftentlassung, fortan galt er als Kopf der „Freien Kräfte“ außerhalb der NPD. Ende 2004 gründet er die Kameradschaft „Nationale Sozialisten Altenburger Land“, deren harter Kern etwa 15 bis 20 Personen umfasste. Diese traten, je nach Anlass, auch als „Nationale Sozialisten Ostthüringen/Westsachsen“ mit einem Einzugsgebiet bis nach Zwickau auf oder wählten, etwa anlässlich der Proteste gegen die Hartz-IV-Gesetze, unscheinbarere Tarnnamen wie „Bürgerinitiative Schöner Wohnen Altenburger Land“ oder „Initiative – Meinungsfreiheit auch für Deutsche“.

Aus der Kameradschaft „Nationale Sozialisten Altenburger Land“ ging später das „Freie Netz Altenburg“ hervor. In Thüringen engagierte sich Gerlach ab 2005 zudem in der „Antikapitalismus-Kampagne“, die wesentlich von Ralf Wohlleben vorangetrieben wurde. Er wurde ferner Mitorganisator des „Fest der Völker“ und des „Thüringentages der Nationalen Jugend“. Im Jahr 2005 half Gerlach bei der Verteilung der so genannten „Schulhof- CD des Nationalen Widerstandes“ (Titel: „Anpassung ist Feigheit“), die in einer Auflage von 50.000 Stück konspirativ gefertigt, aber umgehend verboten worden war. Wegen seiner Beteiligung am Projekt stand Gerlach 2009 vor Gericht. Auch an der Verbreitung einer bundesweiten Neonazi-Schülerzeitung namens „invers“ war Gerlach zu jener Zeit beteiligt.

Zudem engagierte sich Gerlach – neben Szenegrößen wie Christian Worch und dem verstorbenen Neonazi- Anwalt Jürgen Rieger – im „Freundeskreis Halbe“, der mehrere Großaufmärsche organisierte. 2006 stieg Gerlach außerdem zum „Organisationsleiter“ des 2008 aufgelösten „Kampfbundes Deutscher Sozialisten“ (KDS) auf, der sich als nationalsozialistische Avantgarde-Organisation in Tradition Michael Kühnens verstand und dem wiederum Personen wie Christian Worch sowie der als „Hitler von Köln“ bezeichnete Axel Reitz angehörten.

Über die Ziele und Erfolge seiner politischen Arbeit berichtete Gerlach 2008 in einem Interview mit dem Schweizer Neonazi Mario Friso:“ […] die Zahl der Aktivisten hat sich deutlich gesteigert. Besonders in Mitteldeutschland hat man teilweise in Landkreisen 100 Leute oder mehr, die man mobilisieren kann für politische Aktionen, und das ist genau richtig und wichtig! Ich sehe uns – hier in Mitteldeutschland zumindest – auch bereits deutlich in der Mitte der Gesellschaft. Man ist akzeptiert und kann sich frei bewegen und arbeiten […] Ziel ist weiterhin die Landkreise logistisch möglichst autonom und unabhängig zu machen, damit die Regionen und Kreise alleine schnellstmöglich reagieren können, wenn es tagespolitisch notwendig wird. Auf Demonstrationen und Veranstaltungen unterstützen wir uns gegenseitig und haben derzeit auch ca. 300 Aktivistinnen und Aktivisten, die wir intern und recht schnell einsetzen können.“ [1]

Gerlach pflegt intensive Kontakte in die internationale Naziszene, besonders die Schweiz. Dort war er 2006 Gast des Parteitags der neonazistischen „Partei National Orientierter Schweizer“ (PNOS). Mit dem PNOS- Funktionär Mario Friso – er gehört zum militanten Flügel der dortigen Naziszene und leitet im Berner Oberland „Freie Kräfte“ nach deutschen Vorbild an – besteht ein freundschaftliches Verhältnis: AufEinladung Gerlachs referierte Friso im Oktober 2008 bei einer Neonazi-Veranstaltung in Zwickau. Dazu eingeladen hatte Gerlach im Namen des „Freien Netzes Zwickau“ sowie der ehemalige NPD-Landtagsabgeordnete Peter Klose.

Eine weitere Schnittmenge von Gerlach und Friso: Beide sind in der neonazistischen Musik-Szene aktiv – Gerlach bei den „Hammerskins Westsachsen“ (siehe unten), Friso bei den „Schweizer Hammerskins“ (SHS/ Crew 38).

In den vergangenen Tagen war spekuliert worden, dass die Waffe, die Gerlachs Vertrauter Ralf Wohlleben den untergetauchten NSU-Terroristen per Kurier geschickt hatte, aus der Schweiz kommen soll. Zudem sollen Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe gemeinsam in den Ostseeurlaub gefahren sein – mit einem PKW mit Schweizer Kennzeichen.

Gründer und Anführer des „Freien Netzes“

Anfang 2007 gründete Gerlach zusammen mit Maik Scheffler das „Freie Netz“, die Planungen dafür begannen schon im Vorjahr. Maik Scheffler war seinerzeit bereits führender Kopf der sächsischen Kameradschaftsszene. Heute ist er als stellvertretender Vorsitzender des sächsischen NPD-Landesverbandes das wichtigste Bindeglied zwischen der NPD und der Szene der „Freien Kameradschaften“. Diese organisieren sich hauptsächlich im „Freien Netz“. Dessen Aufbau – die Zusammenfassung lokaler Zellen in einem Führungsgremium aus „Kameradschaftsführern“ – ist an das Konzept des „Thüringer Heimatschutzes“ (THS) angelehnt und geht auf Gerlachs Erfahrungen aus THS-Zeiten zurück.

Obwohl das sächsische Landesamt für Verfassungsschutz das „Freie Netz“ seither als reine „Informationsplattform“ bezeichnet, ist dieser Organisation nicht nur die überregionale Vernetzung gewaltbereiter Kameradschaften aus Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Nordbayern gelungen, sondern auch deren Ausdehnung.

Wo noch keine FN-Zelle existierte, griff Gerlach persönlich ein: Anfang 2007, also kurz nach der Gründung des „Freien Netzes“, schickte er vier Neonazis aus der Region Altenburg – Michael Frenzel, Sören Leibnitz, Benjamin Klein und Daniel Pescheck – für Aufbauarbeiten und zur Unterstützung der dortigen rechten Szene nach Zwickau. Aus dieser Expedition ging die bekannte Nazi- Wohngemeinschaft in der Zwickauer Bahnhofstraße 5 hervor. Auch wenn die Besetzung mittlerweile teilweise gewechselt hat, wohnen dort noch immer führende Köpfe der jungen Zwickauer Naziszene – Gerlach hat sie erfolgreich rekrutiert. Er selbst war an zahlreichen Aktionen des „Freien Netzes“ beteiligt – als Anmelder, Organisator, Ordner und Redner.

Über den Charakter des „Freien Netzes“ referierte Gerlach im Oktober 2008 auf Einladung des Zwickauer NPD-Kreisverbandes. In einem vermutlich von ihm selbst verfassten Bericht heißt es zum Vortrag: „Im Anschluss sprach Thomas Gerlach, regionaler Aktivist aus dem Altenburger Land, zu den Anwesenden und referierte hauptsächlich zum Thema “Freies Netz” und zur parteifreien Organisation von Aktionsgruppen. Hier wurde unter anderem deutlich, dass der Netzwerkgedanke des FN eben keine “Bewegung in der Bewegung” sein soll, sondern hier logistische und personelle Auf- & Ausbauarbeit mit dem Ziel regionaler Unabhängikeit Ziel ist um Verboten oder staatlichen Repressalien die Möglichkeit von greifbaren Erfolgen zu entziehen! ‚Wenn wir es schaffen, die Landkreise mittelfristig mit eigener Logistik auszustatten und rhetorisch fähiges Personal herausbilden, damit die Gruppen eigenständig handeln und arbeiten können, dann wird jedes Verbot ins Leere laufen! Das muss Ziel aller Gruppen sein!‘ sagte Thomas Gerlach.“ [2]

Neben dem „Freien Netz“ engagierte sich Gerlach in der geschichts-revisionistischen „Gedächtnisstätte“ in Borna bei Leipzig. Hier hatte sich ein gleichnamiger Verein zum Gedenken „an unsere zivilen Opfer des Zweiten Weltkrieges durch Bomben, Verschleppung, Vertreibung und in Gefangenenlagern“ niedergelassen. Dem Verein gehören bekannte Neonazis an, Mitgründerin ist die verurteilte Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck- Wetzel. Gerlach arbeitete 2009 als Hausmeister in der „Gedächtnisstätte“. Der Verein zog indes 2009 wieder aus und bezieht derzeit das Rittergut in Guthmannshausen (Thüringen) als neues Domizil.

Explizite Äußerungen im internen „Freies Netz“-Forum

Gerlach war als Anführer und Mitbegründer des „Freien Netzes“ auch in eineminternen Forum dieser Gruppierung angemeldet und fungierte dort unter dem Decknamen „Hugo“ als Administrator. Daten aus diesem geheimen Forum wurden Anfang November veröffentlicht. Innerhalb von nur drei Monaten schrieb Gerlach in diesem Forum, in dem 20 weitere so genannte „Kameradschaftsführer“ aktiv waren, darunter Ralf Wohlleben, immerhin 348 Beiträge.

Darunter befinden sich etliche Einladungen zu internen Vortrags- und Schulungsveranstaltungen, die offenbar von Gerlach organisiert wurden. Das ist aber nur der harmlose Teil: Ebenfalls im Forum übernimmt er die Koordinierung des „Ordnerdienstes“ für den Naziaufmarsch am 13. Februar 2009 in Dresden; diese Gruppe wurde aus den Reihen des „Freien Netzes“ rekrutiert und dient mittlerweile der NPD als regelrechte Saalschutz-Abteilung. Hinsichtlich des 13. Februar wartet Gerlach denn auch mit einem Vorschlag auf, der für sich selbst spricht: „Wir haben uns überlegt die Polizeiwache anzugreifen und abzufackeln!“ Zum „politischen Gegner“ – neben AntifaschistInnen hält Gerlach alle DemokratInnen dafür – fällt Gerlach ein: „Sollen Sie uns angreifen, wenn sie wollen! Wir greifen sie doch auch an, wenn wir können“. Unterdessen solle man sich auf linken Websites „in die Kommentare einklinken und bissel Stimmung machen“.

Am politischen Hintergrund lässt Gerlach im Forum keine Zweifel. Beispielsweise schreibt er: „Wir haben 60 Jahre Dummerziehung und eine komplette Neuordnung der Wirtschaft, der Gesellschaft und der Geopolitik hinter uns! Begreift Ihr das nicht oder wollt Ihr Eure Kinder in 10 Jahren den Juden, Muslimen oder Kapitalisten ausliefern“.

Auch zur NPD findet Gerlach deutliche Worte, spricht hinsichtlich der Partei von einem „Sauhaufen“ und „Freaks“. „Dieses Affentheater in Sachsen wird sich nicht beenden lassen solange Apfel & Gansel da oben am rumpfuschen“ sind; Absprachen mit „diesen Leuten“ seien ohnehin „keinen Pfifferling“ wert. Er selbst betrachtet die Partei – trotz eigener Mitgliedschaft – nur „als Instrument für UNSEREN politischen Kampf“.

Als der mittlerweile verhaftete Ralf „Wolle“ Wohlleben – als Vertreter des „Freien Netzes Jena“ – ins Forum aufgenommen wird, begrüßt ihn Gerlach mit den Worten: „Heil Wolle!“

Mitglied der „Hammerskins“

Gerlach gehört den „Hammerskins“ an, einem 1986 in den USA gegründeten, international aktiven Neonazi- Netzwerk mit einer vergleichbaren Ausrichtung wie „Blood & Honour“. 1993 wurde die Gründung der „Hammerskin-Sektion Sachsen“ in einer Szenezeitschrift namens „Hass-Attacke“ bekannt gegeben – illustriert mit dem „Hammerskin“-Logo, dem Emblem der terroristischen „Blood & Honour“-Gruppierung „Combat 18“ sowie dem SS-Slogan „Unsere Ehre heißt Treue“.

Herausgeber der Zeitschrift „Hass Attacke“ und fortan sächsischer „Hammerskin“-Anführer war der Sebnitzer Neonazi Mirko Hesse, der mit Gerlach persönlich bekannt ist, als V-Mann tätig war und 2001 eine mehrjährige Haftstrafe antreten musste.

In den 90er Jahren pflegte Hesse enge politische Kontakte nach Westsachsen, insbesondere in die Gegend um Zwickau und Chemnitz. Dort organisierte eine Gruppierung namens „CC 88“ (CC für „Chemnitz Concerts“, 88 für „Heil Hitler“), die „Blood & Honour“ nahe stand, rechte Skinhead-Konzerte und baute noch heute aktive Versandstrukturen auf; u.a. ging daraus der Vertrieb „PC Records“ des Ex-“CC 88“-Mitglieds Yves Rahmel hervor. Mindestens eine Person, die als NSU- Helfer gilt und deswegen von einer Hausdurchsuchung betroffen war – der heute in Dresden wohnhafte Max F. B. – gehörte seinerzeit zu „CC 88“. Offenbar haben die untergetauchten NSU-Mitglieder Konzerte im Raum Chemnitz besucht, die von „CC 88“ organisiert worden waren.

Nachdem im Jahr 2000 die „Division Deutschland“ des „Blood & Honour“-Netzwerkes verboten wurde, fungierten die „Hammerskins“ – darunter Gerlachs Untergruppierung „Hammerskins Westsachsen“ – fortan als Ersatz- und Nachfolgeorganisation. Seitdem 2001 auch gegen die „Hammerskins“ Ermittlungen wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung eingeleitet, allerdings rasch auch wieder eingestellt wurden, verzichten Neonazis zumindest innerhalb Deutschlands auf eine offene Bezugnahme.

Gerlachs Verbindungen in dieses Spektrum ist dennoch durch neuere Fotografien belegt, die ihn beispielsweise mit „Hammerskin“-T-Shirt zeigen. Unter anderem besuchte er gemeinsam mit Maik Scheffler internationale „Hammerskin“-Treffen, u.a. in Portugal, wo beide als Vertreter der „Hammerskins Westsachsen“ erschienen. Bei Konzerten dieses Netzwerkes im Ausland werden des öfteren noch „Hammerskin Sachsen“-Fahnen aufgehangen. Offenbar reiste Gerlach in den vergangenen Jahren u.a. auch nach Spanien und in die Schweiz, um „Hammerskin“-Kontakte aufrecht zu halten.

Zugleich bestehen in Gerlachs persönlichem Umfeld alte „Blood & Honour“-Strukturen fort: Als 2010 und 2011 Daten aus einer „Blood & Honour“-Mitgliedskartei „geleakt“ wurden, war darin u.a. ein Enrico H. aus Ohrdruf aufgelistet, der mit Gerlach bekannt ist und in illegalen Nachfolgestrukturen aktiv zu sein scheint.

Solche Kontakte werden nach wie vor genutzt: Anlässlich des mehrfach veranstalteten „Fest der Völker“ in Thüringen traten internationale Rechtsrock-Bands und Neonazi-Redner aus dem „Blood & Honour“- und dem „Hammerskin“-Spektrum auf. Gerlach war bei diesem Event, das 2009 zum fünften und bisher letzten Mal stattfand, Mitorganisator an der Seite der Jenaer André Kapke und des bereits verhafteten Ralf Wohlleben.

Bis 2008 wurde dabei auch stets ein Transparent des „Thüringer Heimatschutzes“ aufgespannt.

Bei etlichen weiteren Events sind Gerlachs und Schefflers Kontakte zu „Hammerskins“ und „Blood & Honour“ bis heute gefragt: Für den „JN-Sachsentag“ am 5. Juni 2010 in Dresden, ausgerichtet vom NPD-Jugendverband und organisiert durch deren sächsischen Chef und „Freies Netz“-Anführer Tommy Naumann, wurden gleich mehrere berüchtigte Bands dieser Spektren gebucht. Unterstützt wurde diese Veranstaltung durch den bereits erwähnten Yves Rahmel sowie den Pirnaer JN- Funktionär und ehemaligen Anführer der „SSS“, Martin Schaffrath. Auch Schaffrath ist „Hammerskin“-Mitglied – und ein Bekannter Gerlachs.

Zuletzt, bei einer schließlich verbotenen Kundgebung von NPD und „Freiem Netz“ am 20. August 2011 vor dem Leipziger Völkerschlachtdenkmal, sollte die szenebekannte „Hammerskin“-Band „D.S.T.“ („Deutsch, Stolz, Treue“) spielen, die sich mittlerweile zur Tarnung „XxX“ nennt. Als Kundgebungs-Redner beim selben Event angekündigt: der „Hammerskin“ und Gerlach-Vertraute Maik Scheffler. Erst kürzlich, am 29. November, wurden bei einer Großrazzia in Berlin und Velten mehrere tausend versandfertige „D.S.T.“-Alben beschlagnahmt.

Aktuelles

Seit seiner Hochzeit im Jahr 2009 hat sich Gerlach weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Er ist kaum noch bei rechten Veranstaltungen in Erscheinung getreten, fungiert nicht mehr als Anmelder oder dergleichen. Aktuell ist er mit dem Aufbau einer gutbürgerlichen Existenz mit Frau und Tochter in Meuselwitz befasst. In verschiedenen Statements versucht Gerlach zudem, sich als Aussteiger darzustellen. Tatsächlich hat er sich allerdings niemals von seinem neonazistischen Denken und Handeln distanziert.

Vielmehr überträgt Gerlach seine Gesinnung auf neue Betätigungsfelder, mittlerweile ist er als Fan der SG Leipzig Leutzsch bei vielen ihrer Spiele anwesend. Die SG Leipzig Leutzsch sorgte am 4. September bei einem Pokalspiel gegen den Verein Roter Stern Leipzig für einen Eklat, als deren Fans – unter ihnen Gerlach – Neonazi-Gesänge anstimmten.

Zuletzt nahm Gerlach am 19. Juni 2010 an einem Naziaufmarsch in Merseburg teil. Im April 2011 reiste er nach Portugal, um dort mit seinem Freund und Kamerad Oliver Riesen – selbst ein „Hammerskin“ – an einem „Hammerskins“-Konzert teilzunehmen. Gerlach pflegt nach wie vor intensive, nachweisbare Kontakte und Freundschaften mit bekannten Größen der Neonaziszene.

[1] http://beo.pnos.ch/index.php?lang=37&seite=gespraechskreis.php
[2] http://www.npd-zwickau.de/blog/?p=429