Am 31. März zogen, nach dem geschichtsrevisionistischen Aufmarsch am 13. Februar, zum zweiten Mal in diesem Jahr Rechtsextremisten durch die sächsische Landeshauptstadt. Die Zahl der Nazi-Demonstranten mit 100 anzugeben hieße, den Umfang des Aufzuges an diesem letzten Märztag über die Wahrheit hinaus zahlenmäßig aufzuwerten.
Begleitet durch ein stattliches Polizeiaufgebot, offizielle Angaben sprachen von über 300 Polizistinnen und Polizisten, von einer ebenfalls beachtlichen Zahl von Zivilbeamten und unter ständiger Beobachtung durch einen Polizeihubschrauber, setzten sich die Rechtsextremisten kurz nach 14 Uhr hinter der Semper-Oper in Bewegung. Die ortsüblich bekannte Nazi-Ordnerstruktur war allgegenwärtig. Zwei Busse aus Berlin mit rund 100 Neonazis erreichten den Marsch ihrer rechtsextremen Gesinnungsgenossen nicht mehr.
Das Front-Transparent der Demo wurde ausschließlich von Frauen getragen und zeigte neben einem Bild des Brandenburger Tores „Deutschland lässt sich von Euch nicht verbieten. NPD“. Dumpfsprachlich wertvolle Parolen, wie „Vorsicht Nazis? Denkste! Kein Medienlenken, selber denken!“ umflatterten die rechtsextremen Marschierer, es wehten die Fahnen der Bundesländer. Der Berliner Nazi-Kader ANDREAS STORR fungierte im kaum so zu bezeichnenden Führungsbereich der Demonstration. RONNY THOMAS, Ex-NPD-Vorsitzender Dresdens, trottete mit einem Palästinensertuch um den Hals am Ende des Zuges.
Auf seiner Route, in unmittelbarer Sichtweite zur Baustelle der Dresdner Synagoge, wurde der doitschnationale Umzug mehrfach durch antifaschistisch aktive Menschen mit pyrotechnischen Flugobjekten bedacht. Eine Blockade der Demonstrationsroute durch rund 30 AntifaschistInnen wurde von den staatlichen Einsatzkräften geräumt. Unmittelbare Störaktionen ließen die Demo immer wieder stocken, antifaschistische Kleingruppen sorgten für sichtbare Unruhe im Nazi-Häuflein. Die Polizeikräfte taten sich im Umfeld der Demonstration durch teilweise äußerst rüdes Auftreten hervor, beleidigendes Ansprechen von aktiven AntifaschistInnen schien Anweisung zu sein. Es kam, auch fernab vom Nazimarsch, zu mehreren Festnahmen von AntifaschistInnen. Durch nichts gerechtfertigte körperliche Brutalität seitens der Polizei war zu beobachten. Fotoreporter wurden partiell massiv behindert.
Zum Abschluss formierten sich die Neonazis auf dem Parkplatz direkt vor dem Polizeipräsidium und der Polizeidirektion. STORR plärrte fast identisch den gleichen Nazi-Müll, den er schon auf der NPD-Demo am 15. Juli 2000 in Dresden von sich gegeben hatte, als da wären: Ausländerhetze, deutscher Volkszorn, Volksaufstand gegen fast alles, NPD als die einzige Opposition im Land, Schluss mit quälender Vergangenheitsbewältigung, blablabla. Und nach einem markigen „Wir werden siegen!“ war dann die Versammlung mit einem Mal irgendwie zu Ende. Mit einem Straßenbahnzug fuhr die gesamte Nazitruppe davon und ein Teil von ihnen hatte nach zwei Stationen in der Dresdner Innenstadt seine ganz eigene persönliche Begegnung mit aktiven AntifaschistInnen.
Sächsisch regional halbwegs bedeutende Nazi-Führungskader glänzten an diesem 31. März, bei nicht einmal 100 Demo-Teilnehmern, durch Abwesenheit. Nach der Mobilisierung im Vorfeld lässt dies durchaus gewisse Schlüsse auf die derzeitige Verfasstheit des größten NPD-Landesverbandes der Bundesrepublik zu. Aber der 1. Mai wirft ja bereits schon seine braunen Schatten …
fight fascism!