Vom 3. bis 5. August 2018 lud der nationalistische Kleinverleger Philip Stein zum Forum seines Jungeuropa-Verlags nach Dresden ein. Ursprünglich in einer noblen Location am Dresdner Elbhang geplant, musste das Forum kurzfristig verlegt und stark gekürzt werden. Der Grund: Antifaschistische Akteure informierten die Betreiber*innen über den faschistischen und rassistischen Hintergrund der Veranstaltung. Diese zeigten sich konsequent und setzten Stein und Anhang kurzerhand vor die Tür.
Stein, vor ein paar Jahren von Marburg nach Dresden gezogen, reagierte trotzig: Auf dem Instagram-Account seines Jungeuropa-Verlags postete er ein Bild der Semperoper mit der Unterschrift „Unsere Stadt“. Als Ausweichort griff er auf die Räume der deutsch-nationalen Burschenschaft Salamandria in Dresden-Plauen zurück. Dort fanden sich am Freitag Abend etwa 20 bis 30 Teilnehmende aus Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen ein, überwiegend Aktivisten aus dem Spektrum der Identitären Bewegung. Geboten wurde ihnen nach Wegfall der eigentlich eingeplanten Räumlichkeiten aber nur noch ein Rumpfprogramm.
Das ursprüngliche Programm des Forums sah sechs Vorträge und zwei Podiumsdiskussionen vor. Neben Philip Stein selbst, sollte Benedikt Kaiser sprechen, ehemaliger Führungskader der mittlerweile verbotenen „Nationalen Sozialisten Chemnitz“. Eingeladen waren außerdem die „Casa Pound“-Aktivisten Alberto Palladino und Valerio Benedetti, die Aktivistin des ukrainischen Regiments „Asow“ Olena Semenyaka sowie der „Kontrakultur Halle“-Aktivist Till-Lucas Wessels. Geplante Themen von Vorträgen waren etwa „Staatensysteme in Europa“, „Die soziale Frage als Motor der Jugendrevolte in Europa?“ oder „Korporatismus als Wirtschaftsmodell für Europa“, auf einem Podium sollte über „Nationalstaaten, Großräume, Imperien – Zwischen geopolitischen Realitäten und idealistischen Notwendigkeiten“ diskutiert werden.
Tatsächlich stattgefunden hat der Vortrag von Stein, die Podiumsdiskussionen und Vorträge mit auswärtigen Referenten fanden jedoch nicht statt. Am Samstag konnten die Teilnehmenden stattdessen zwei kurzfristig vom lokalen Identitären-Kader Martin Bader angemeldete Infostände in der Innenstadt auf der Prager Straße und am Dr.-Külz-Ring besuchen. Wirklich enthusiastisch war hier aber niemand bei der Sache, die Resonanz war dürftig. Weit vor dem angekündigten Ende des Infostands, brachen die Organisatoren die Zelte ab und zogen sich zurück in die Burschenschaft Salamandria.
Alles in allem war das Wochenende für Stein und seinen Anhang eine Schlappe. Dass Dresden ihre Stadt sei, mögen sie sich zwar einreden, es zeugt aber eher von Wahrnehmungsproblemen. Gleichwohl entwickelt sich das Haus der Burschenschaft Salamandria immer mehr zum organisatorischen Zentrum dieser extrem rechten Akteure. Bereits am vorangegangen Wochende fand hier das Sommerfest des „Ein Prozent e.V.“ statt. Verwunderlich ist das nicht: nach dem Rauswurf des „Ein Prozent“-Büros aus dem Bürokomplex Lingnerallee bleibt den Nachwuchsfaschisten*innen kaum eine andere Option.