Für das letzte August Wochenende lud der rechtsnationalistische Druffel-Verlage zu den geschichtsrevisionistischen „Zeitgespräche 2008“ nach Dresden ein. Erneut sollte in der sächsischen Landeshauptstadt ein rechtes Groß-Event stattfinden, nachdem bereits Ende Juni die JN zum Sachsentag nach Dresden aufrief. Die geschichtsrevisionistische Zeitschrift „Deutsche Geschichte“ des Druffel-Verlages veranstaltet jährlich die sogenannten „Zeitgesprächen“ und bietet mit dieser Veranstaltung zahlreichen Akteuren der „Neuen Rechten“ und bekannten Geschichtsrevisionisten ein Podium.
Für die Veranstaltung unter dem Thema „1918 – Das Kriegsende und seine Folgen“ als Redner angekündigt, waren beispielsweise Dr.Walter Post, Dr. Erhard Hartung und Dr. Olaf Rose. Post ist ein bekannter Geschichtsrevisionist, der in seinem Werk „Unternehmen Barbarossa – deutsche und sowjetische Angriffspläne 1940/41“ Deutschlands Angriff auf die Sowjetunion als einen notwendigen Präventivkrieg darstellt und auf dem „Freiheitlichen Kongress 2005“ der NPD-eigenen Zeitung „Deutsche Stimme“ über den „Dresdner Bombenholocaust“ referierte. Er kandidierte erst im März für die rechtsradikale Initiative „Pro München“. Erhard Hartung beteiligte sich in den sechziger Jahren an terroristischen Anschlägen der sogenannten „Südtiroler Freiheitskämpfer“. Diese verfolgten mit Bomben- und Mordanschlägen eine völkische Vision, die den Anschluss Südtirols an Österreich zum Ziel hatte. Für die Beteiligung an einem Attentate im Jahr 1967, bei dem vier italienische Grenzbeamte getötet wurden, ist Hartung in Italien in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Zur Zeit lebt der Anästhesist, obwohl in Italien immer noch polizeilich gesucht, unbehelligt in Düsseldorf. Den sezessionistischen Kampf hält er nach wie vor für legitim. Olaf Rose ist ebenfalls als geschichtsverdrehender „Historiker“ bekannt. In seinem Film „Geheimakte Hess“ behauptet er unter anderem Winston Churchill trage die Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg und eben nicht Nazideutschland. Rose bekennt sich offen zu seiner nationalsozialistischen Ansichten, er ist mittlerweile im Bundesvorstand der NPD und trat jüngst als Landratskandidat im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge an. Weitere Referenten sollten sprechen, darunter: Prof. W. Daschitschew (der ehemalige Berater des sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow), Dr. Mario Kandil (Redakteur „Deutsche Geschichte), Prof. Dr. Günter Pöschel, Prof. W. Brauneder (Wien), Dr. Hans Dieter Handrack, Generalmajor a.D. Christian Millotat, Generalmajor a.D. Gerd Schultze-Rhonhof, Richard Melisch und der Eigner des Druffelverlages Dr. Gert Sudholt.
Doch gelang es Gert Sudholt, Vorsitzender der Verlagsgesellschaft Berg, zu welcher neben dem Druffel-Verlag auch der Vorwinkel- und der Türmer-Verlag gehören, nicht, geeigente Räumlichkeiten für die Tagung in Dresden zu finden. Zuerst stornierte das Steigenberger Parkhotel in Radebeul die Buchung, dann auch noch das Ausweichetablissement art‘otel. Unter dem Namen „D+V“ Verlag reservierte Sudholt reichlich 50 Betten und einen Tagungsraum für die 110 Teilnehmer. „‚Wir haben storniert, weil wir die Sicherheit und das Ansehen unseres Hauses gefährdet sehen. Gerade in der Hotellerie treffen Menschen unterschiedlicher Hautfarben, Religionen und Kulturen zusammen – sei es als Gäste oder Mitarbeiter.‘ Eine rechtsextreme Gesinnung sei in seinem Haus zu keiner Zeit willkommen.“ zitiert die Sächsische Zeitung vom 29.08.2008 den Direktor des Dresdner „art’otel“ Dirk Gruhn. Dieser hatte von dem Hintergrund der in seinen Räumlichkeiten geplanten Veranstaltung erst erfahren, als Informationen zur Verlagsgesellschaft Sudholts über den Hotel- und Gaststättenverband Sachsen (Dehoga) an alle in diesem organisierten Hoteliers und Gaststättenbetreiber geschickt worden. Daraufhin reagierte Gruhn schnell und entschlossen. Auch eine Drohung seitens Sudholts das Hotel auf Schadensersatz zu verklagen, änderte daran wenig. Schwerer tat sich da die Sächsische Dampfschifffahrt. Im Programm der „Zeitgespräche“ war innerhalb des Rahmenprogramms eine Dampferfahrt vorgesehen. Als der Ausfall der Veranstaltung unausweichlich geworden war, kündigte Sudholt selbst den gecharterten Elbdampfer. Die Verantwortlichen der Dampfschifffahrt hielten es bis zuletzt nicht für notwenig, die Gästen des geschichtsrevisionistischen Verlages auszuladen.
Die NPD ließ es sich nicht nehmen die Ereignisse und die Presseberichterstattung zu kommentieren. So machte NPD-Fraktionsvorsitzender Holger Apfel sofort eine „zunehmenden Pogromstimmung gegen Patrioten, Konservative und Nationale in Deutschland“ aus und warnte, dass „[d]ie Vorfälle von Dresden einmal mehr [zeigen], daß in Deutschland ein geistiger Bürgerkrieg gegen alle Nationalen und sogar gegen konservative Patrioten geführt wird, der auch vor gröbsten Schmutzkampagnen und Eingriffe in geschlossene Verträge nicht zurückschreckt.“ (Pressemitteilung vom 29.08.2008) Dass die NPD einmal mehr Nazis zu Opfern einer imaginierten „Pogromstimmung“ und eines „geistigen Bürgerkriegs“ stilisiert, verwundert nicht. Ist es doch die einzige Karte, welche die NPD angesichts einer selten genug vorkommenden Gegenwehr gegen solcherlei Veranstaltungen auszuspielen pflegt. Umso begrüßenswerter ist es, dass zumindest einige Hoteliers und Gaststättenbetreiber nicht bereit sind, Rassismus, Antisemitismus, Nationalismus und Geschichtsrevisionismus eine Plattform zu bieten. Insbesondere dass eine solche Positionierung öffentlich erfolgt, ist wichtig. Denn es kann nicht darum gehen, Naziveranstaltungen still und heimlich auf juristischem oder ordnungspolitischem Weg loszuwerden, sondern in der Öffentlichkeit vehement und überzeugend gegen Neonazi-Veranstaltungen vorzugehen und damit eine politische Aussage zu treffen.