Yannick Pochert, Fabian Rösner, Ricardo Knöfel und Gunnar beim Tiwaz Kampfsport-Event

Neue Kameradschaft in Dresden aktiv

Seit Ende 2019 gibt es neue Organisierungsbemühungen in der rechten Szene Dresdens. Unter dem Label „Werra Elbflorenz“ (WE) ist eine neue Generation junger Neonazis aktiv. Die Kameradschaft führt ein breites Spektrum der rechten Szene zusammen und tritt die Nachfolge der zerschlagenen „Freien Kameradschaft Dresden“ als auch des defacto nicht mehr existenten lokalen Ablegers der „Identitären“ (IB) an. Die Aktivitäten von „Werra Elbflorenz“ sind bisher eher überschaubar und mit geringer Wirkung. Damit das auch zukünftig so bleibt, hier ein Überblick über beteiligte Akteure, ihre Netzwerke und eine Einschätzung zu ihren bisherigen Aktivitäten.

Werra Elbflorenz – was soll das?

Logo der Kameradschaft "Werra Elbflorenz"Der Name „Werra Elbflorenz“ tauchte erstmals im September 2019 auf dem gleichnamigen Telegram-Channel auf. Im November 2019 wurde dann ein Gruppenlogo hinzugefügt. Die Inspirationsquellen sind offensichtlich: Das Logo variiert das bekannte Identitären-Motiv und zeigt einen stilisierten Spartiat mit dem Sachsen-Wappen als Schild, in gelb und schwarz gehalten. Davor wurden bereits verschiedene Labels ausprobiert, allerdings mit wenig Erfolg. Nach dem IB-Infostand im Juli 2019 postete der Instagram-Account „Aufbruch44“ ein Bild dazu. Der Account nutzte zu diesem Zeitpunkt bereits das spätere Profilbild von „Werra Elbflorenz“ und wurde vom Bautzner IB-Ableger „Altstadtrevolte“ beworben. Wenig später folgte ein Account mit dem Namen „Revolte Elbflorenz“, der ebenso scheiterte wie der Versuch unter dem Namen „Patriotisches Dresden“. Erst danach wurde das Label „Werra Elbflorenz“ ins Leben gerufen, unter dem die Gruppe bis heute firmiert.

Yannick Pochert, Fabian Rösner, Ricardo Knöfel und Gunnar beim Tiwaz Kampfsport-Event
Yannick Pochert (2.v.l), Fabian Rösner (2.v.r), Ricardo Knöfel (1.v.r) und Gunnar (3.v.r) beim Neonazi-Kampfsportevent „Tiwaz“ in der Nähe von Zwickau am 15.06.19 (Quelle: Pixelarchiv)

Im Eröffnungsposting findet sich das übliche Vokabular. Die Gruppe wolle „gemeinsam eine Kontrakultur schaffen“, heißt es. Außerdem strebe man nach einer „politischen, sozialen und kulturellen Rückeroberung“. Kurz darauf bot die Gruppe Aufkleber zur Bestellung an, auf denen es hieß: „Dresden verteidigen“. Angriff oder Verteidigung, offenbar herrscht bei „Werra Elbflorenz“ noch Unklarheit über die Ausgangsposition. Der Name wird ebenfalls erläutert: „Werra“ sei ein germanisches Wort, es soll nach Angaben der Gruppe „Wehr“ bedeuten. Die einschlägigen Wörterbücher übersetzen es hingegen mit Krieg – oder eben auch Verwirrung.

Auch wenn das inhaltliche Programm von WE dünn ausfällt, verlief die Gründung verhältnismäßig planvoll. Bevor die Gruppe an die Öffentlichkeit trat, absolvierte sie am 21. und 22. September 2019 eine Gruppenwanderung in der Sächsischen Schweiz, an der mindestens 12 Personen teilnahmen. Übernachtet wurde in der „Grenzbaude“ im linkselbischen Teil der Sächsischen Schweiz, ein Referent vermittelte Grundlagen zu „Körper und Geist“ und es fand ein gemeinsames Kampfsporttraining statt. Regelmäßige Wanderausflüge und Kampfsporttraining gehören bis heute zum festen Repertoire der Kameradschaft. Im November folgte die Veröffentlichung einiger Aufklebermotive, darunter der oben erwähnte und ein weiterer mit der Aufschrift „Dresden bleibt deutsch“. Als Bildmotiv ist der Bogenschütze am Königsufer zu sehen, was kein Zufall sein dürfte, sondern simpler NS-Bezug. Die Bogenschützenplastik gehört zum Ensemble der von 1933 bis 1936 errichteten Grünzuganlage am Neustädter Elbufer, eines der ersten Projekte des NSDAP-Bürgermeisters Ernst Zörner. Der Bogenschütze zierte aus selbem Grund jahrelang den Titel der NPD-nahen (Theorie-)Zeitschrift „Hier & Jetzt“.

Herantasten an Aktionen

Auch die ersten Aktionen von „Werra Elbflorenz“ unterscheiden sich nicht von dem, was in der Dresdner Neonaziszene so gängig war und ist. Am Volkstrauertag legte die Kameradschaft einen Kranz anlässlich des „Heldengedenkens“ am Soldatendenkmal auf dem Neuen Annenfriedhof nieder. Interessanterweise tat sie das zusammen mit der Ortsgruppe der Jungen Alternative (JA) und Vertreterinnen der völkischen Damenverbindung „Maria-Josepha zu Dresden“. Am 13. Februar 2020 wiederum zog es WE auf den Heidefriedhof. Zum Kranzabwurf im Fackelschein versammelten sich etwa 15 Personen auf der Gedenkanlage, die für geschichtsrevisionistische Deutungen unverändert attraktiv ist. Anfang März entrollten Teile von ihnen ein Banner auf einer Brücke über die B173 in Dresden-Altfranken. Anlass waren die Diskussionen um das europäische Elendslager für Geflüchtete in Moria. Insbesondere Vertreter*innen der „Identitären“ versuchten die eskalierende Notsituation und die Unzufriedenheit der griechischen Inselbewohner*innen für eine rassistische Kampagne zu nutzen.

In der Zeit der Ausgangsbeschränkungen aufgrund der Cornona-Pandemie versuchte die Kameradschaft in Kooperation mit dem völkischen „Ein Prozent e.V.“ eine Nachbarschaftshilfe zu etablieren. Mehr als Symbolfotos flyerverteilender Personen kamen dabei aber nicht zustande. Der Aktionismus erlahmte schnell. Stattdessen konzentrierte man sich auf interne Wanderausflüge. Ende Mai malte die Gruppe ein Graffito an der Flutrinnenbrücke. Dabei nahm WE Bezug auf eine Fake-News-Kampagne der schwedischen Neonazis vom „Nordic Resistance Movement“ (NRM), die versuchte, den getöteten Jugendlichen Tommie Lindh für eine rassistische Kampagne zu vereinnahmen. Auch die „Black Lives Matter“-Mobilisierung in Dresden Anfang Juni rief die Gruppe auf den Plan. Ein kleineres WE-Grüppchen bewegte sich im Umfeld der Demonstration, zog aber nach einer kurzen direkten Ansprache schnell ab. Ende Juni folgte eine Mob-Foto-Aktion vor dem Goldenen Reiter und am Theaterplatz. Ca. 30 Personen versammelten sich hinter dem Transparent „Verteidige Dresden“.

Die Köpfe von „Werra Elbflorenz“ und das Netzwerk drumherum

Die Gründung von „Werra Elbflorenz“ zeigt das Zusammenwachsen verschiedener rechter Konzepte und Strukturen. WE vereint Personen aus dem ehemaligen Dresdner Ableger der „Identitären“, aus den eher subkulturell angehauchten Ultras der „Blue-White-Crew“ bei den Dresdner Eislöwen und aus dem NPD- und JN-Spektrum.

Identitäre Bewegung

Der überwiegende Teil der WE-Akteur*innen versuchte sich zuvor bei den „Identitären“. Die ersten Aktivitäten, die auf „Werra Elbflorenz“ schließen liessen, wurden maßgeblich aus diesem Umfeld vorangetrieben. Der lokale Identitäre-Ableger hat sich um 2015 in Dresden gegründet und war zwischen 2016 und 2017 für eine kurze Zeit sehr aktiv. Spätestens ab Mitte 2019 nahmen die Aktivitäten merklich ab, nicht nur in Dresden. Ein entscheidender Grund: Die Strategie der Selbstverharmlosung scheiterte vollends, als im Frühjahr 2019 die Verbindungen zwischen dem Christchurch-Attentäter und den „Identitären“ bekannt wurden. Der Attentäter begründete seinen Anschlag, bei dem er im März 2019 53 Menschen in einer Moschee tötete, unumwunden mit identitärer Ideologie. Vor dem Attentat spendete er der IB-Galleonsfigur und dem regelmäßigen Pegida-Redner Martin Sellner eine größere Geldsumme. Der wiederum dankte und lud im Gegenzug zu Kaffee oder Bier ein.

Beiträge zur „Identitären Bewegung“ Dresden und Oberlausitz findet ihr hier:

Kevin Schmidt (Mitte), Quelle: Facebook
Kevin Schmidt (Mitte), Quelle: Facebook

Schon vor dem Auftreten von „Werra Elbflorenz“ betrieb der ehemalige Identitäre Kevin Schmidt den Instagram Account „Elbflorenz Kunst“, der als früher Vorläufer der Gruppierung gesehen werden kann. Neben Werbung für WE werden auf dem Kanal immer wieder Bilder von Graffitis veröffentlicht, die ein Teil der Gruppe um Schmidt vorallem in der Flutrinne malt. Schmidt tritt seit 2017 im Kontext der „Identitären“ Dresden auf und war an einem Großteil der Aktionen in Dresden beteiligt.

Yannick Pochert (1.v.l) und Ricardo Knöfel (2.v.l), Quelle: Facebook
Yannick Pochert (1.v.l), Ricardo Knöfel (2.v.l) und Florian Bimer (3.v.l mit Brille), Quelle: Facebook

Ein weiterer alter Bekannter ist Yannick Pochert. Pochert gehört zur ersten Generation der „Identitären“ in Dresden, beteiligte sich aber auch an klassischen völkisch-nationalistischen Aktionen. So war er etwa Teilnehmer der Kundgebung „Für Deutsche Kultur in Deutschland“ des neonazistischen Youtubers Nikolai Nerling im März 2019 auf dem Dresdener Theaterplatz. Die Veranstaltung wurde von der Polizei abgebrochen, nachdem in mehreren Reden mutmaßlich volksverhetzende Inhalte verbreitet wurden.

Fabian Rösner bei einer IB-Demo in Halle, Quelle: Presseservice Rathenow
Fabian Rösner (links) bei einer IB-Demo in Halle am 20.07.19, Quelle: Presseservice Rathenow

Pochert wurde auf der Kundgebung von Fabian Rösner begleitet. Der aus Görlitz stammende Rösner taucht erst ab 2019 im Umfeld der „Identitären“ Dresden auf, ist seitdem aber umtriebiges Mitglied. Zusammen mit Yannick Pochert und Ricardo Knöfel besuchte er 2019 das Neonazi-Kampfsportevent „Tiwaz“ in der Nähe von Zwickau und beteiligte sich an den Kranzniederlegungen zum Volkstrauertag und am 13. Februar 2019. Bei Letztgenannter trug er zusammen mit Yannick Pochert den Kranz der AfD-Ortsgruppe Hoyerswerda. Rösner wohnt mittlerweile in Dresden und ist Teil der „Werra Elbflorenz“-Kampfsport Gruppe.

Georg Weise, Quelle: Instagram
Georg Weise, Quelle: Instagram

Ebenso in der Endphase der IB dazugekommen ist Georg Weise. Der 19-Jährige trat erstmals 2019 am Rande eines Infostands der „Identitären“ bei Pegida auf. Auch Weise hat keine Berührungsängste zum klassischen Neonazispektrum. So war er Teilnehmer der von Maik Müller organisierten Demonstration am 15. Februar 2020 und posierte zuvor auch mit einem T-Shirt des neonazistischen „Aktionsbündnis gegen das Vergessen“. Neben der aktiven Teilnahme am Kampfsporttraining von WE war er auch Teil der Gruppe, die am Rande der Black Lives Matter-Demo in der Innenstadt unterwegs war.

Ricardo Knöfel, Fabian Rösner und Erik Hartmann bei einer IB-Kundgebung
Ricardo Knöfel (mit Kamera), Fabian Rösner (1.v.r) und Erik Hartmann (linker Bildrand) an einem IB-Stand bei PEGIDA am 15.07.19, Quelle: Tim Mönch

Neben den „Identitären“ rekrutiert sich ein Teil der WE-Mitglieder aus dem Umfeld der „Blue-White Crew“ (BWC), einer Fangruppe der Dresdner Eislöwen. Auch wenn sich die Gruppierung im Stadion mit politischen Aussagen eher zurück hält, waren Überschneidungen einzelner Mitglieder zu den „Identitären“ schon länger zu beobachten. 2018 stellte die Gruppe ihre Aktivitäten im Stadion ein, da der führende Kopf der BWC mit einem Stadionverbot belegt wurde. Gemeint ist damit Ricardo Knöfel. Der aus Dresden-Kleinzschachwitz stammende Knöfel nennt sich auf Instagram „eastsidedd“. Auch die Beiträge auf dem BWC-Blog sind von einem „Eastside“ erstellt worden. In der vergangenen Saison war die Vereinigung wieder im Stadion, jedoch ohne offiziellen Support durch den Verein. Im April diesen Jahres soll das Stadionverbot Knöfels ausgelaufen sein. Abzuwarten bleibt, ob die Fanszene der Eislöwen wieder stärker in den Fokus neonazistischer Aktivitäten gerät.

Ricardo Knöfel ist nicht nur Kopf der „Blue-White-Crew“, sondern auch eines der aktivsten Mitglieder der „Identitären“ in Dresden gewesen. Mindestens seit 2018 beteiligte er sich an Aktionen. Zusammen mit Kevin Schmidt, Toni Schneider und Paul Neumann nahm er am Jahressabschluss der IB Oberlausitz teil. Knöfel macht keinen Hehl aus seiner Affinität zu Kampfsport. 2018 besuchte er das Neonazi-Kampfsportevent „Kampf der Nibelungen“ und 2019 mit Fabian Rösner und Yanick Pochert das „Tiwaz“-Turnier bei Zwickau. Er reiste zu internationalen Neonazi-Veranstaltungen wie dem ukrainischen NSBM-Festival „Asgardsrei“ und einem Konzert der CasaPound-Band „ZetaZeroAlfa“ in Italien.

Florian Bimer (2.v.l) und Yannick Pochert (3.v.l), Quelle: Facebook
Florian Bimer (2.v.l) und Yannick Pochert (3.v.l), Quelle: Facebook

Ebenfalls aus den Reihen der „Blue-White-Crew“ stammt Florian Bimer. Ab Ende 2018 fällt Bimer im Umfeld der „Identitären“ in Dresden auf. Er war Teil einer Gruppe, die im Dezember 2018 in der Dresdner Neustadt die Auseinandersetzung mit Geflüchteten suchte. Am 1. Mai 2019 nahm er an der NPD-Demonstration in Dresden teil, im Juli 2019 reiste Bimer zum Demonstrationsversuch der IB in Halle.

Strukturen der NPD/JN

„Werra Elbflorenz“ ist eine Mischstruktur, die unterschiedliche Akteur*innen zusammenführt. Die Aufgabe des IB-Labels eröffnete neue Möglichkeiten, so kann nun auch offen Kontakt zur NPD/JN gesucht werden. WE-Akteure sind seit 2019 regelmäßig auf Neonazi-Veranstaltungen, so zum 1. Mai und 13. Februar zu sehen gewesen. Spannend sind außerdem Verbindungen zum „Haus Montag“ in Pirna und dem dort ansässigen „Club 451“, die beide u.a. vom ehemaligen SSS-Anführer Thomas Sattelberg betrieben werden. Man orientiert sich an den Konzepten von Casa Pound aus Italien und versucht über subkulturelle Angebote politische Vorfeldarbeit zu leisten. So organisiert sich im „Haus Montag“ die „Peckerwood Brotherhood“. Eine Kameradschaft, die seit Längerem im Raum Pirna aktiv ist.

Erik Hartmann und "Neubi" am 01.05.19 in Dresden
Erik Hartmann (Mitte, Sonnenbrille, Flasche) und Johannes Neubert (Mitte, Sonnenbrille, Gürteltasche) am 01.05.19 in Dresden, Quelle: Pixelarchiv

Eine Person aus Dresden, die seit 2019 sowohl im Umfeld der JN, der „Identitären“, als auch jetzt bei WE auftritt, ist Erik Hartmann. Er war Teilnehmer der NPD-Demonstration zum 1. Mai 2019, wie auch beim IB-Demonstrationsversuch in Halle und beim Infostand der „Identitären“ am Rande von Pegida im Juli 2019. Auf dem WE-Gruppenfoto am Goldenen Reiter im Juni 2020 trat er mit einem T-Shirt vom „Kampf der Nibelungen“ auf. Mittlerweile ist Hartmann im regelmäßigen Kontakt mit JN-Mitgliedern aus Leipzig.

Erik Hartmann, "Neubi" und Marvin Claus in Chemnitz am 01.09.18
Erik Hartmann (1.v.l, North Face Jacke), Johannes Neubert (2.v.l, North Face Jacke) und Marvin Claus (Mitte, Flasche) in Chemnitz am 01.09.18

Hartmann wird regelmäßig von Johannes Neubert begleitet. Bereits 2018 nahmen beide an der Demonstration in Chemnitz am 1. September teil, wo sie mit einer Gruppe Neonazis aus Dresden anreisten, die sich nachweislich an den Ausschreitungen beteiligten. Beide wiederum sind mit Dave Hesse befreundet und deswegen immer wieder in der Dresdner Neustadt unterwegs.

Tobias Lichy beim Naziaufmarsch am 15.02.20 in Dresden
Tobias Lichy (Mitte mit Bart) beim Naziaufmarsch am 15.02.20 in Dresden, Quelle: Recherche Netzwerk Berlin

Aus Pirna kommt Tobias Lichy. Er ist tief verwoben in die Nazistrukturen in Pirna und trägt dies unübersehbar auf seinen Klamotten nach außen. Lichy nahm mindestens an zwei Wanderungen von „Werra Elbflorenz“ im Mai und Februar diesen Jahres teil.

Tommy Wego beim Naziaufmarsch am 15.02.19
Tommy Wego (2.v.l, mit Tunnel) beim Naziaufmarsch am 15.02.19, Quelle: Presseservice Rathenow

Bei mindestens einer dieser Wanderungen war auch Tommy Wego zu Gast. Wego hat mehrere Geschwister, die seit Jahren in Nazikreisen unterwegs sind. Tommy selbst ist stellvertretender Vorsitzender des „Clubs 451“ in Pirna und Teil der „Peckerwood Brotherhood“. Wego ist gut befreundet mit Tobias Lichy.

Aus Dresden nahm auch Robert Heimann an Wanderungen mit „Werra Elbflorenz“ teil. Heimann ist bisher politisch nicht aufgefallen, ist aber eng mit den Wegos befreundet.

Fazit

Mit „Werra Elbflorenz“ wurde ein neuer Versuch der dauerhaften Organisierung gestartet. Die Vernetzung mit anderen Neonazigruppen und die Durchführung von Workshops und Trainings unterstreichen die Bemühungen um eine langfristig agierende Struktur. Dabei erinnert das Vorgehen an die in den 2000ern aktiven „Freie Kräfte“ Dresden, deren Akteure in verschiedenen Kontexten wirkten, aber unter einem Label zusammenfanden. „Werra Elbflorenz“ kann in diesem Kontext als eine Art Plattform verstanden werden, die die unterschiedlichen Akteure zusammen bringen soll. Zugleich ist der politische Output bisher eher ideen- und profillos und vor allem auf die Produktion Social-Media-tauglicher Inhalte gerichtet. Das regelmäßige Kampfsporttraining der Gruppe und das bisherige Auftreten legen vielmehr eine andere Zielrichtung nahe: das organisierte Gewalthandeln. Dafür fehlten WE bisher – auch pandemiebedingt – Gelegenheiten und die letzte Bereitschaft die Auseinandersetzung mit politischen Gegner*innen zu suchen. Das muss nicht so bleiben. Hinzukommt, dass hier möglicherweise eine neue spektrenübergreifende völkisch-orientierte Aktionsplattform entsteht, in der „Identitäre“, Jung-AfDler und JN-/NPD-Leute zusammenarbeiten. Alles in allem sind das Gründe genug, die Aktivitäten von „Werra Elbflorenz“ genau im Blick zu behalten und die Organisierungsbemühungen frühzeitig zu unterbinden.