Am Samstag (06.10.2018) fand der erste „Elbsteiger Marsch“ des Vereins Wanderlust e.V. in der Sächsischen Schweiz statt. An der 60-Kilometer-Wanderung nahmen laut Veranstalter 288 Personen teil. Darunter befanden sich auch sehr viele erkennbare und bekannte Nazis. Die Wanderung begann am frühen Samstag morgen in Stolpen und führte über bekannte Sehenswürdigkeiten der Sächsischen Schweiz, wie die Bastei und die Schwedenlöcher, schlussendlich in den kleinen Ort Krippen.
Wanderlust e.V. ist ein 2017 gegründeter Verein mit Sitz in Pirna. Der „Elbsteiger Marsch“ ist die erste öffentliche Aktion des Vereins. Laut Informationen der Schwarz-Roten Bergsteiger_innen sollen Mitglieder des Vereins Kontakte zu Nazis der Region pflegen, so zum Beispiel der verbotenen Skinheads Sächsische Schweiz (SSS) sowie der NPD. Dabei geht es beispielsweise um den Sohn eines Vereinsvorstandes, David Randtke. Randtkes Kontakte reichen von Dresdener Nazis über Rechte im Sicherheitsgewerbe bis zu ehemaligen SSSlern. So stand Randtke gemeinsam mit Daniel Betke (SSS) wegen einer Kneipenschlägerei vor Gericht. Randtke empfiehlt weiterhin das Pirnaer „Haus Montag“ des ehemaligen SSSlers Thomas Sattelberg.
An dem Marsch nahmen sowohl regionale als auch überregionale Nazis teil. Ein sehr „prominenter“ Teilnehmer dürfte der ehemalige HDJ-Kader Christian Fischer gewesen sein. Der aus Niedersachsen stammende Nazi organisierte für die HDJ Lager und „Rasseschulungen“. Mittlerweile ist Fischer bei der JN aktiv. Er nahm am 27. August und 1. September an den Demonstrationen von Pro Chemnitz und der AfD teil. Beim Elbsteiger Marsch wanderte er zudem gemeinsam mit dem Chemnitzer Nazi und NSC-Mitglied Eric Fröhlich.
Auch Sven Hagendorf und Christian Leister liefen beim „Elbsteiger Marsch“ mit. Sie waren ebenfalls am 1. September in Chemnitz bei den Nazidemonstrationen dabei und sind in Videos gut bei Angriffen auf Journalist_innen zu beobachten. Leister wurde erst in diesem Jahr zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt, da er am 1. Mai 2015 in Saalfeld an einem Angriff auf Linke beteiligt war. Auf Leister wartet bereits das nächste Verfahren wegen „Bildung einer kriminellen Vereinigung“ namens „Freie Kameradschaft Dresden“. Für Hagendorf stellt so ein „Marsch“ keine neue Erfahrung dar. Der langjährige Naziaktivist aus Dresden nahm seit mindestens 2013 jährlich an den neonazistischen „Ausbruch 60“ Märschen in Budapest teil. Bei diesem gedenken jedes Jahr weit über tausend Nazis aus Europa Wehrmachtssoldaten, die im Februar 1945 versuchten aus der sowjetischen Belagerung auszubrechen und der Kapitulation zu entgehen.
Bei Angriffen auf JournalistInnen in #Chemnitz waren auch die #Dresden|er #Nazis Sven Hagendorf (rechts im Bild), Christian Leister (rechts oben mit Sonnenbrille und Basecap) und Daniel Kraus (Handschuhe) beteiligt. https://t.co/HSZFkmQOa1 @Frontal21 @GKDJournalisten [THREAD] pic.twitter.com/xCHMQtKKKo
— Antifa Recherche Team Dresden (@naziwatchdd) September 12, 2018
Erfolgreich konnte auch der Pirnaer Nazi und Tätowierer Paul Wollberg den „Elbsteiger Marsch“ beenden. Wollberg war bei den Angriffen auf den linken Stadtteil Connewitz am 11. Januar 2016 in Leipzig dabei. Nicht ins Ziel schaffte es hingegen Sandro Maatz, Organisator des „Demokratischen Aufbruchs Sächsische Schweiz“ und „Festung Europa“, er musste nur zehn Kilometer vor dem Ende wegen Muskelschwäche aufgeben. Auch er nahm am 1. September an der AfD-Demonstration in Chemnitz teil. Er lief dabei gemeinsam mit einer größeren Gruppe Nazis auf, in deren Umfeld auch Sven Hagendorf unterwegs war. Manche Teilnehmer_innen des „Elbsteiger Marsches“ nahmen das Wort „Marsch“ im Titel wörtlich und erschienen in Flecktarn und anderen militärischen Erkennungszeichen, andere wiederum liefen mit „schwarz-weiß-roten“ Wappen auf ihren Pullovern auf.
Die Veranstalter jedoch werten den ersten „Elbsteiger Marsch“ auf ihrer Facebook-Seite als großen Erfolg, der ohne Sponsoren wie Sachsenmilch, den ASB Ortsverband Neustadt/Sachsen e.V. und den Nationalpark Sächsische Schweiz sicher nicht durchführbar gewesen wäre. Ob die Sponsoren wissen wen sie dabei unterstützt haben dürfte fraglich sein.