Als am Morgen des 29. August die Tür der Begräbnishalle auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in Dresden-Johannstadt brannte, war es bereits der zwölfte rechtsmotivierte Brandanschlag in diesem Jahr in Sachsen. Innerhalb der ersten acht Monate des Jahres 2010 brannten in Pirna und Döbeln drei Autos komplett aus, in Freiberg der Eingangsbereich des Vereins Roter Weg e.V. In Zschopau, Eilenburg und Freiberg warfen Rassisten Brandsätze in Imbisswagen und Lokale. In Döbeln steckten Nazis ein am Holzfenster des Cafe Courage angebrachtes Transparent in Brand. In Dresden wurden zwei bewohnte Häuser Ziel von Brandanschlägen.
Ein Blick zurück – Chronik 1992
September 1991 – Hoyerswerda | August 1992 – Rostock – Diese Daten und Städte stehen noch heute für die beispiellose Gewaltwelle gegen MigrantInnen, AsylbewerberInnen, sowie deren Unterkünfte zu Beginn der 90er Jahre. Unter dem Beifall und auch Mitwirken der „ganz normalen“ Bevölkerung wurden Wohnheime angezündet und Menschen angegriffen.
Nazis in Radeberg
Teilweise vermummt und mit Lederhandschuhen bekleidet streifte eine Gruppe junger Nazis am 28. August durch die Radeberger Innenstadt. Zu diesem Zeitpunkt reisten Nazigegner_innen zu einer antifaschistischen Demonstration in die Stadt. Unter dem Motto „No Nazis in Radeberg“ liefen über 300 Menschen durch die Innenstadt und demonstrierten gegen Naziaktivitäten in Radeberg und Umgebung, sowie für die gesellschaftliche Ächtung der Naziideologie. Erst wenige Wochen zuvor nahm ein personell nahezu identisches Dutzend Nazis am traditionellen Bierfest der Stadt teil. Unter Anleitung des NPD-Stadtrats Simon Richter drängten sie sich, einen Sarg tragend, mit der Parole „Die Demokraten bringen uns den Volkstod“ in den Festumzug.
Urlaubsidylle mit Nazis
Als am 05. August 2010 am Quitzdorfer Stausee das Deutsche-Stimme-Pressefest mit ca. 2.000 TeilnehmerInnen stattfand, war dies nur der vorläufige Höhepunkt in einer langjährigen Kontinuität neonazistischer Veranstaltungen am See. Zuvor veranstaltete die NPD ihren „Wahlkampfauftakt 2009“ im Frühjahr 2009 und im Juni 2010 führten die „Jungen Nationaldemokraten“ (JN) den „3. JN-Sachsentag“ auf dem Gelände durch.
Kurzmeldungen
Nazis auf dem Heidefriedhof
Am 19. September wurde auf dem Dresdner Heidefriedhof ein weiteres Denkmal zur Erinnerung an die Bombentoten vom 13.-15. Februar 1945 eingeweiht. Knapp 20 Nazis fanden sich bei der Veranstaltung ein, um „Protest gegen die demokratische Heuchelei in Szene zu setzen“. [1] So recht geklappt hat die Inszenierung jedoch nicht. Ausschließlich Nazis aus dem Spektrum der „Freien Kameradschaften“ waren zur geplanten Aktion erschienen. Darunter die altbekannten Ronny Thomas, Sven Hagendorf und Sebastian Reiche, aber auch zahlreiche der jüngeren Generation u.a. Simon Richter, Philipp Göhler und Hans Böhm. Kurzmeldungen weiterlesen
Neonazis eröffnen neue Saison – JLO plant Vortragsabend zum 13. Februar
Am Abend des 03. Dezember soll in Dresden eine Vortragsveranstaltung zum Thema „Dresden 1945 – Daten – Fakten – Opfer“ stattfinden. Die „Junge Landsmannschaft Ostdeutschland“ (JLO) hat dazu Wolfgang Schaarschmidt, Autor des gleichnamigen, im Jahre 2005 erschienenen Buches eingeladen. Schaarschmidt, Zeitzeuge des 13. Februar 1945, widmet sich darin hauptsächlich der nicht nur bei Nazis immer wieder geführten Debatte über die Anzahl der Todesopfer der Bombardierungen von Dresden. Dabei greift er auf Mutmaßungen und Schätzungen über verbrannte Leichen, anwesende Flüchtlinge und nie gefundene/registrierte Tote zurück. Wenig überraschend kommt er in seinem Resümee auf eine sechsstellige Zahl als Wahrscheinlichste.
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Rechtslastiger Vermieter von Neonazi-Immobilie entwirft 13. Februar Denkmal – Keine Plattform für (Neo)Nazis und deren Unterstützer!
Dresdner Lokalblatt huldigt Neonaziprotegé und Kunstschmied Alfred Schmidt
In der heutigen (03.11.2010) Ausgabe der Dresdner Neuesten Nachrichten (DNN) wird, anlässlich des ersten Todestags von Alfred Schmidt, sein Denkmalsentwurf „für die Toten der Bombenangriffe auf Dresden am 13. und 14. Februar auf dem Altmarkt“ vorgestellt. Ebenso wird auf sein künstlerisches Schaffen und seinen engen Bezug zu Dresden eingegangen. (DNN, 03.11.2010, Noch ein Denkmal zum 13. Februar)
Dresden stellt sich quer
Der folgende Text erschien in gekürzter Form im Antifaschistischen Infoblatt #86. Ergänzt ist er in dieser Review-Ausgabe um einen Bericht zur Aktionswoche des „Aktionsbündnis gegen das Vergessen“ sowie um eine Betrachtung der derzeit bundesweit stattfindenden Aktionen zum Thema „Alliierte Bombenangriffe“. Dem neuen sächsischen Versammlungsgesetz ist ein separater Text gewidmet.
Bombenstimmung bei Nazis
Zwar ist der Naziaufmarsch in Dresden der größte Deutschlands, er ist aber bei weitem nicht der einzige zum Thema Bombardierung. In den zurückliegenden zwölf Monaten gab es anlässlich von Jahrestagen alliierter Bombenangriffe über 20 durch Nazis organisierte Kundgebungen und Demonstrationen – allein 18 davon im ersten Viertel des Jahres 2010. Damit ist es momentan das dominierende Thema innerhalb der deutschen Naziszene, zumindest im Hinblick auf das Demonstrationsgeschehen. Dass sie sich so darauf konzentriert, verdeutlicht aber vor allem eines: den Mangel anderer anschlussfähiger Themen.
Das neue Versammlungsgesetz
Seit mehreren Monaten veröffentlicht die Sächsische Zeitung in regelmäßigen Abständen unter dem Titel „Perspektiven“ Essays, Kommentare und Analysen von mehr oder weniger bekannten Persönlichkeiten. In der Woche vor dem 13. Februar hatte sinnigerweise der derzeitige Bundesinnenminister Thomas de Maizière die Ehre. De Maizière, von 2005 bis 2009 Chef des Bundeskanzleramtes und zuvor mehrere Jahre Justiz- bzw. Innenminister in Sachsen, widmete sich dem „schwierigen Umgang mit dem 13. Februar“ und formulierte einen „Appell gegen die Instrumentalisierung des Gedenkens“, denn: „Das Erinnern an die Opfer der Bombennacht darf nicht missbraucht werden – von niemanden“, so die Zeitung (1) in ihren einleitenden Zeilen. Das neue Versammlungsgesetz weiterlesen